Garmin GPSmap 276Cx
Nachdem ich in den letzten Jahren beruflich weniger mit dem Testen technischer Geräte zu tun hatte, ist es wieder an der Zeit einen Kurztest zu einem relativ neuen GPS-Empfänger zu schreiben. Es geht um den Garmin GPSmap 276Cx, das Top-Level-Modell im Bereich Outdoor-Geräte mit Erscheinungsdatum September oder Oktober 2016. Warum ich erst 10 Monate nach Präsentation meine persönlichen Eindrücke zusammengetragen habe? Wie üblich waren die ersten Firmware-Versionen noch nicht ganz fertig und der GPSmap 276Cx hat, wie andere Garmins in der Vergangenheit auch, mit einigen Kinderkrankheiten gekämpft. Alles Kleinigkeiten (auch wie üblich), aber ich habe mir erst ein Gerät gekauft, als die Auslieferung der ersten als „fertig" zu bezeichnenden Software 3.40 wenige Tage bevorstand. Der erste „Ernstfall" für den GPSmap 276Cx war dann eine Reise Ende Juli in Österreich. Sowohl im Auto als auch bei Wanderungen konnte das Gerät zeigen, ob es seinen nicht gerade günstigen Anschaffungspreis denn auch wert ist. Bei einer langen Reise quer durch Frankreich im September 2017 ist der GPSmap 276Cx dann für längere Zeit ununterbrochen zum Einsatz gekommen. Um es kurz zu machen: Er ist ein treuer Diener seines Herrn und hat ohne Probleme wie vorgesehen funktioniert. Schnelle Routenplanung im Fahrzeugmodus ist ebenso selbstverständlich wie das schnelle Auffinden von Sonderzielen bei Wanderungen. Dem Gerät ist es egal ob man die originalen Garmin City Navigator- und Topo-Karten oder Kartenmaterial von OpenStreetMap verwendet. OSM-Routenplanung ist dabei einen Hauch langsamer aber genauso brauchbar wie Garmin-Karten. Die Routenplanung im Fahrzeugmodus ist auch in dichtem Stadtverkehr brauchbar und wenn man eine falsche Abzweigung erwischt, wird man innerhalb kürzester Zeit wieder über die richtige Route informiert. Bei mir bekommt der GPSmap 276Cx daher die volle Punktzahl, auch wenn er eher zur teuren GPS-Hardware zählt.

Garmin hat bei diesem Modell wieder ordentlich geklotzt und es opulent ausgestattet, dabei aber nur das technisch Sinnvolle und nicht alles Machbare in ein großes aber dennoch kompaktes Gehäuse gepackt. Technische Daten zum 276Cx gibt es an jeder Ecke im Internet, die will ich nicht noch einmal durchhecheln, weil das nur Platz und Zeit kostet.
Doppelt hält besser: MN-1500 Batterien bzw. Akkus oder ein spezieller Lithium-Ionen-Akku sorgen für bis 16 Stunden Energie-Unabhängigkeit.
Der Garmin GPSmap 276Cx besitzt ein ausgezeichnetes transflektives Display, welches unter fast allen Lichtverhältnissen gut ablesbar bleibt.
Meine DIY-Halterung auf Basis der Montana/Monterra-Fahrzeughalterung. Die Grundplatte ist etwas größer als beim Original vom Garmin und dadurch auch etwas standfester. Den Tempe Temperatrsensor habe ich mit Klettband ebenfalls an der Grundplatte befestigt. Für meine Zwecke ist die Temperaturerfassung ausreichend.
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Plus:

- hervorragendes Display mit hoher Auflösung

- opulente Ausstattung

- akzeptiert eine große Auswahl an elektronischen Karten

- microSDHC-Speicherkartenslot (SDXC 64 GB verwendbar)



Minus:

- Kaufpreis ca. 600 Euro (ursprünglich sogar 700 Euro)

- Gehäuse könnte wertiger sein
Was kann der GPSmap 276Cx? Alles was man als ernstzunehmender Anwender braucht. Er hat ein großes und auch bei Sonnenschein gut ablesbares Display, empfängt GPS- und GLONASS-Daten und wird ausschließlich mit Tasten bedient. Nichts ist mit „wisch-und-weg", denn die Bedienung erfolgt wie anno dazumal über eine beleuchtete Gummitastatur. Das klingt altmodisch und ist es auch - aber die Knöpfcheneingabe hat auch ihre Vorteile. Kein Touchscreen der abstürzen kann und die Bedienung mit Fingern oder normalen Handschuhen geht schnell und treffsicher. Mir persönlich gefällt die Entscheidung der Konstrukteure und ich habe nach Jahren mit einem Montana 650 und einem Monterra als Reisebegleiter überhaupt keine Umstellungsschwierigkeiten gehabt. Ein weiterer Grund dafür dürfte auch die Menüstruktur sein, die in ähnlicher Form seit Jahren in diversen (professionellen) Garmin-Modellen zum Einsatz kommt. Wer diese Struktur kennt, braucht vielleicht eine Viertelstunde um den GPSmap 276Cx voll zu durchschauen.

Das 5-Zoll-Display ist in jeder Situation gut ablesbar und die Auflösung von 800x480 Pixel verbessert die Detaildarstellung des Kartenmaterials bedeutend. Dafür gibt es von mir die volle Punktzahl auf einer imaginären Punkteskala. Abzüge gibt es für das restliche Gehäuse. Es ist wenig kratzerresistent und sieht nach einigen Wochen durchschnittlichen Einsatzes nicht mehr ganz neu aus. Gefühlt würde ich meinen, dass Garmin den Kunststoff aus einer Recyclinganlage verwendet und einfachstes Granulat zu einem Gehäuse presst. Ich betone nochmals die durchschnittliche Nutzung im PKW bzw. bei einigen Wanderungen, denn ich habe das Gerät auf keiner Expedition und auch nicht in einem Offroad-Fahrzeug über tausende Kilometer Sandpiste im Einsatz gehabt. Trotzdem ist mein GPSmap 276Cx vom seinem Zustand jetzt „used" und nicht mehr „mint". Bei einem Kaufpreis von etwa 700 Euro für den Garmin GPSmap 276Cx sollte das nicht sein. Da wäre Highend beim Kunststoffgehäuse ebenso angebracht wie beim restlichen Gerät.
Damit hätte ich die beiden Kritikpunkte, den hohen Preis und das meiner Meinung nach zu wenig wertige Gehäuse, auch schon abgehakt und ich wende mich wieder den schönen Seiten des GPSmap 276Cx zu. Der Lieferumfang ist brauchbar, denn neben dem GPS-Empfänger befindet sich auch eine Halterung im Lieferumfang. Die ist primär für den Einsatz auf einem Boot gedacht und besitzt nur ein Kabel mit offenen Enden für Stromversorgung und RS-232 sowie eine Klinkenkupplung für die Audioausgabe. Wer, so wie ich, einen Montana oder Monterra besitzt, kann aber das Zubehör und damit die wahrscheinlich vorhandene Fahrzeughalterung weiterverwenden, denn diese Teile sind zum GPSmap 276Cx kompatibel. Dafür hat sich Garmin ein dickes Lob verdient. Ist man auf die im Lieferumfang enthaltene (Marine-)Halterung angewiesen, kann man einen Lautsprecher und einen einfachen LM386-Verstärker in ein kleines Gehäuse einbauen und spart sich die Fahrzeughalterung. Ich habe das versuchsweise mit einem ausgedienten Lautsprecher aus einem PC-Gehäuse (0,5 Watt belastbar, 8 Ohm Impedanz) und einfachster Verstärkerhardware ausprobiert und gute Ergebnisse erzielt. Mit so einer Konstruktion sind die Anweisungen aus dem GPSmap 276Cx richtig laut und gut verständlich. Klar, die Sache ist weniger elegant als die Fahrzeughalterung aber wer schon sieben Hunderter für das Gerät hingeblättert hat, der muss ja irgendwo sparen.

Das gilt auch für das Kartenmaterial, denn der GPSmap 276Cx wird mit einer weltweiten Basemap und einer europäischen Freizeitkarte aber ohne Detailkarten geliefert. Den City Navigator oder diverse Topo-Maps muss man zukaufen oder man verwendet OpenStreetMap. An dieser Stelle wieder einmal die für mich übliche Anmerkung, dass das Garmin-eigene Kartenmaterial zu teuer und die Garmin-Lizenz-Politik zu seltsam ist. OpenStreetMap ist die Alternative, die nichts kostet und in manchen Gebieten sogar aktueller als die Garmin-Karten ist. Mit einem Highend-Gerät wie dem GPSmap 276Cx und einer ausreichend großen microSDHC-Speicherkarte sind die im Vergleich mit originalen Garmin NT- bzw. NTU-Karten weniger stark komprimierten OSM-Karten überhaupt kein Nachteil. Ich bin ein Fan von zwei OSM-Ausgaben: Da wäre erst einmal die OpenTopoMap in der Garmin Edition. Diese Karten sind für mich die optimale Mischung für Fahrzeugnavigation weil routingfähig und für Wanderungen weil praktisch jeder Stein eingezeichnet ist und eventuell benötigte Höhenlinien kann man als Layer zuschalten. Das zweite Kartenwerk bekommt man bei https://www.thkukuk.de/osm/ . Auch dort kann man kostenfrei die aktuellsten OSM-Karten für Straßennavigation herunterladen. Dieses Kartenmaterial empfiehlt sich deshalb, weil es routingfähig ist und darüberhinaus eine sehr gute Adresssuche enthält, die man im urbanen Raum immer wieder brauchen kann. Radfahr-Layer und die Linien des ÖPNV kann man ebenfalls bei thkukuk beziehen. Das gesamte Kartenmaterial ist fertig kompiliert und man kann es direkt als img-Datei für den 276Cx oder als exe-Datei für die Installation in Mapsource herunterladen. Sowohl OpenTopoMap als auch die Karten von thkukuk sind sehr empfehlenswert und mindestens genau so gut wie ein City Navigator oder eine Garmin-Topo-Karte.

Eine andere kostenfreie Möglichkeit für Individualisten oder Sparfüchse zu Karten zu kommen sind die sogenannten CustomMaps. Diese Karten generiert man aus JPEG-Bildern und Google Earth Overlays. Eine Beschreibung gibt es auf dieser Seite: Richtlinien zum Erstellen von Garmin Custom Maps.  CustomMaps sind für kleine Gebietsabdeckungen gedacht. Die Kartendateien können maximal 3 MB groß sein und der GPS-Empfänger kann nicht mehr als 100 CustomMaps verwalten.

Die kostenpflichtigen Alternativen zu OSM sind der City Navigator in seiner aktuellen Version, BlueChart G2 Seekarten oder BirdsEye-Satellitenbilder. Diese Kartenprodukte sind 100%ig kompatibel zum GPSmap 276Cx und der Benutzer braucht sich keine Sorgen um die Installation, die Genauigkeit oder die Vollständigkeit des Datenmaterials zu machen. Ein rundum Wohlfühl-Paket für das man zwar Geld ausgibt, dafür aber Komfort und Funktionsgarantie geboten bekommt.

Noch eine kurze Anmerkung bezüglich Fahrzeugnavigation: der GPSmap 276Cx ist ein professionelles Gerät, welches man auch für Straßennavigation einsetzen kann. Der 276Cx ist routingfähig und liefert Abbiegehinweise. Zusatzfunktionen wie Spurführung, Verkehrsfunk oder andere Verkehrs-Echtzeitdienste gibt es aber nicht. Wer ausschließlich ein PKW-Navi sucht, dem empfehle ich z.B. den teuersten Garmin DriveLuxe. Der kostet die Hälfte vom 276Cx, bietet aber drei Mal so viele Verkehrsdienste.


Den GPSmap 276Cx kann man natürlich auch vernetzen. Mit Garmin Connect erhält man die Möglichkeit mit der (von Garmin kontrollierten - pardon moderierten) Online Community in Kontakt zu treten. Man kann Daten tauschen und analysieren oder sich über die neuesten Abenteuer austauschen. Meiner Meinung nach ein Feature für permanente Selbstdarsteller und eine Quelle für den Hersteller um an nutzergenerierte Daten zu kommen. Das brauche ich nicht und nutze ich auch nicht, denn wer mit mir Meinungsaustausch betreiben will, soll mir ein E-Mail schicken und direkt kommunizieren.

Bluetooth und die Koppelung mit einem Smartphone kann wiederum eine sinnvolle Erweiterung sein. Mit der Garmin Mobile Connect App kann man Wetterdaten abrufen und sich Benachrichtigungen wie E-Mails oder SMS am GPSmap 276Cx anzeigen lassen. Eine Funktion namens LiveTrack teilt die genaue Position den Verwandten, Freunden und vielleicht auch dem Rest der Welt in Echtzeit mit. Ich persönlich finde das entbehrlich, aber wers braucht soll seine Freude damit haben. ANT+ ist dagegen sehr nützlich, denn ich habe damit einen Tempe Temperatursensor gekoppelt, dessen Werte in den aufgezeichneten Tracks mitgespeichert werden, was für spätere Datenanalysen Sinn macht. Der GPSmap 26Cx ist auch mit einem barometrischen Höhenmesser und einem elektronischen, neigungskompensierten 3-Achsen-Kompass ausgestattet, wie es sich für ein hochwertiges Gerät gehört.


Die Empfangsleistung des GPSmax 276Cx überrascht immer wieder: Sogar innerhalb eines Wohnhauses ist fast immer 3D-Navgation möglich - sinnvoll wenn das Eigenheim so groß ist, dass man sich in den Zimmerfluchten verlaufen könnte.
Abschließend noch einige Worte zur Technik. Der GPSmap 276Cx ist ein echter Garmin, wenn man das so sagen kann, also keine irgendwo billig zugekaufte Hardware. Mein Gerät ist ein GPSmap 276Cx V7 mit PCB-Version 6, die Hardware-ID lautet 2479, das Service-Menü wird mit [ENTER]+[Power] aufgerufen und wer das eventuell erforderliche Firmware-Update nicht mittels der Garmin Express Software durchführen will, der kann sich die dafür erforderliche Datei z.B. GPSMAP276cx_580.gcd (Firmware Version 5.80) aus diversen Quellen legal im Internet besorgen oder eine bereits für die Verwendung mit allen Kartentypen aufbereitete Version   h i e r    herunterladen. Damit funktionieren dann auch OSM-Unicode-Karten (UTF-8) problemlos. Das Update funktioniert wie bei vielen älteren Modellen lokal über den Garmin-Ordner im Gerätespeicher. Im Internet findet man Empfehlungen, wie man beim lokalen Update vorgeht. Altbekannt und konservativ aber sehr gut gelöst ist auch die Stromversorgung. Die längste Betriebszeit erzielt man mit dem mitgelieferten Lithium-Ionen Akku. Versprochen werden 16 Stunden Laufzeit, ich habe den 276Cx knapp über 15 Stunden laufen lassen, bis er sich abgeschaltet hat. Ähnlich das Ergebnis mit schwarzen Eneloop Pro Akkus, die den GPS-Empfänger fast exakt 8 Stunden angetrieben haben. Das sind für mich ausreichende Werte, denn auch mit AA-Akkus kann man eine Tageswanderung bestreiten.

Fazit: Der Garmin GPSmap 276Cx ist für mich ein Gerät welches für einige Jahre Standards setzen wird. Es richtet sich eindeutig an Menschen, die das Gerät auch wirklich nutzen, denn man kann gut damit arbeiten, auch dann, wenn man unterwegs keinen Computer hat, mit dem man Planungen erledigt und Daten an den GPS-Empfänger schickt. Besonders hervorgehoben sollte auch die Flexibilität beim Kartenmaterial werden, weil man damit von elektronischen Kartendaten des Herstellers unabhängig wird und Geld sparen kann. OpenStreetMap-Karten werden für mich mit jedem Tag interessanter, weil ich sie kostenlos bekomme und jederzeit aktualisieren kann. Gebietsabdeckung und Datenbestand unterscheiden sich in Gebieten, in denen ich unterwegs bin, kaum vom Garmin City Navigator oder den Garmin Topo-Karten und sogar das Routing funktioniert mit OSM-Karten weitgehend zufriedenstellend. Die Tastenbedienung mag für die Generation „Touchscreen-wisch-und-weg" befremdlich sein, für ernsthaftes Arbeiten ist sie meiner Meinung nach ein Vorteil weil schnell und zuverlässig. Der Funktionsumfang des GPSmap 276Cx ist völlig in Ordnung. Es gibt so viele Features, dass jeder Nutzer zufriedengestellt wird. Die Menüstruktur und die Benutzeroberfläche sind übersichtlich und ergonomisch im Garmin-typischen Stil gehalten. Akkulaufzeit und Stromversorgung sind perfekt und eigentlich keiner weiteren Erwähnung wert. Insgesamt ein Gerät, dessen Anschaffung ich nicht bereue und dessen einzige Schwachpunkte der saftige Preis und das nicht ganz meinen Erwartungen entsprechende Gehäusematerial ist.