Garmin PCX5 Software
Diese Seite meiner Homepage ist eine Zeitreise in den 1990er-Jahre. Auf den Straßen dominiert der VW Golf III das Stadtbild, wer es sich leisten kann zeigt das mit einer Mercedes Benz S-Klasse vom Typ W140 und wer einen Kleinwagen will, nimmt einen bunten VW Polo Harlekin, einen Opel Corsa B oder einen Ford Fiesta Mk IV. Navigationssysteme sind damals in einem normalen Auto noch unbekannt. Außer bei James Bond, der hat so etwas, und der hat auch Q mit seinen Erfindungen und deshalb schon Moving-Map-Displays.

In vielen Haushalten gibt es Personal Computer mit 80486- oder den ersten Generationen von Pentium-Prozessoren. 15-Zoll-VGA-Bildschirme und farbige TFT-Displays bei Notebooks sind der absolute Renner, Hauptspeichergrößen werden in Megabytes angegeben und wer 16MB RAM in seinem Rechner hat, der kann schon Adobe Photoshop 2.5 oder 3.0 auf seiner bis zu 340MB großen Festplatte installieren. Windows 98SE ist gegen Ende des Jahrzehnts das Standardbetriebssystem aber die Profis nehmen lieber Windows NT 3.51. Kreative haben sehr oft einen Power Mac G2 oder G3 mit Apple Mac OS 7, daneben gibt es nur einen fast zu vernachlässigenden Anteil an OS/2 Warp- und Linux-Nutzern.

Die ultramobile Computerplattform der 1990er ist der Psion 3, dessen grafisches Betriebssystem SIBO seiner Zeit weit voraus ist. Alternativ kann man sich einen HP 200LX mit einer fast 100%igen MS-DOS-Kompatibilität kaufen. Dieses Gerät ist, so wie der Psion, sauteuer aber das Erkennungszeichen des echten Nerd. Gegen Ende des Jahrzehnts werden erste Handhelds mit einem Betriebssystem namens Windows CE ausgeliefert. Wer mobil telefonieren muss, kann das im analogen D-Netz der österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung z.B. mit einem Elin Elcom-D machen. Zu dieser Zeit gibt es aktives und passives Roaming, d.h. man zahlt auch, wenn man angerufen wird. Im Dezember 1994 wird das mobiltelefonieren digital. Das GSM-E-Netz (noch immer von der österreichischen Post- und Telegraphenverwaltung) nimmt im 900-MHz-Band seinen Betrieb auf.

1996 werden auch GPS-Empfänger für den Massenmarkt interessant. Die ersten nach heutigen Maßstäben modernen GPS-Receiver sind 1996 der Garmin GPS 45XL und ab 1998 die Garmin GPS 12-Reihe. Der GPS 45XL ist noch ein 8-Kanal-Empfänger, während die Geräte aus der GPS 12-Serie schon wesentlich modernere 12-Kanal-Empfänger besitzen. Optional gibt es zu allen Garmins dieser Zeit passend ein PCX5 Software Kit bestehend aus einem seriellen Verbindungskabel zum PC und einer Software mit der Bezeichnung PCX5. 
Ich habe mir im Jahr 1995 einen neuwertigen Garmin 95XL um 14.000 österr. Schilling (ATS) gekauft. Zu dieser Zeit war das Gerät fabrikneu in den USA um 700 USD Straßenpreis zu haben. Die damals 14.000 ATS wären etwa 1.000 Euro und die 700 USD ungefähr 6.700 ATS oder 490 Euro gewesen, wenn es damals den Euro schon gegeben hätte. Alle Beträge waren ganz schön viel Geld und weil ich so viel für den GPS 95XL ausgegeben hatte, war kein Budget für das mehrere hundert ATS teure serielle Kabel übrig. So habe ich mir kurzerhand ein Verbindungskabel selbst gebaut. Das war weniger toll in der Handhabung aber voll funktionsfähig. Bei der Dokumentation zum Garmin GPS 95XL ist das Kabel beschrieben und abgebildet.

Im Oktober 1998 bin ich dann auf einen Garmin GPS 12 umgestiegen. Den habe ich während einer USA-Reise bei Bronco One Electronics in Phoenix (AZ) um 245 USD (190 Euro) gekauft und mir dazu auch das PCX5 Software Kit für 85 USD (60 Euro) gegönnt. Das war verglichen mit den europäischen Preisen unglaublich günstig und vor allem noch einigermaßen in der damaligen österreichischen Zollfreigrenze unterzubringen. Nach fast einem Monat in den USA konnte ich zurück in Wien die PCX5 Software installieren und nutzen, denn ein Notebook hatte ich damals auf meinen Reisen nicht dabei.


Verglichen mit aktuellen Standards sind die Systemanforderungen von PCX5 minimalistisch. Die Software ist noch ein reines MS-DOS-Produkt und vollständig ohne Windows-Umgebung lauffähig. Einzige mögliche Einschränkung auf uralt-PCs wäre die VGA-Grafik, ohne die PCX5 nicht funktioniert. VGA war damals der Grafikstandard schlechthin und das sorgt noch heute für eine einwandfreie Verwendbarkeit.

Das Programm wickelt die Kommunikation über die seriellen Schnittstellen COM1 bis COM4 ab und ist bis zu 115.000 Baud schnell. Wegpunkte und Routen können erstellt, geändert und wieder gelöscht werden. Sie können auch an den GPS-Empfänger übertragen oder von diesem heruntergeladen werden. Damit wären einmal die Basics abgedeckt. PCX5 kann auch Proximity Wegpunkte und Tracks übertragen. Man kann auch Almanach-Daten aus dem GPS-Empfänger auslesen und wieder zurückkopieren. Das kann u.a. ganz nützlich werden, wenn man einen GPS-Oldtimer nach jahrelanger Ruhepause wieder zum GPS-Empfang überreden möchte. Ob der Almanach Up- und Download mit allen Garmins funktioniert kann ich nicht sagen, da wird man im Fall des Falles experimentieren müssen und ob ein Alamanach-Upload einem Gerät schnell wieder auf die Sprünge hilft, zeigt sich auch nur im Einzelfall.

Garmin PCX5 enthält auch eine Realtime-Plot-Funktion. Damit kann man in Echtzeit die zurückgelegte Strecke auf dem Bildschirm sichtbar machen. Heute eine Selbstverständlickeit war diese Funktion im Jahr 1997 noch eher eine Novität, vor allem wenn sie auf 80386- und 80486-Plattformen über die RS232-Schnittstelle zufriedenstellend funktioniert hat. PCX5 kann die Echtzeit-Track-Daten nicht nur am Bildschirm darstellen, sondern auch in einer Datei speichern, damit man sie am Computer unabhängig vom GPS-Empfänger zur Verfügung stehen. Die Plotterfunktion kann man auch dazu nutzen verschiedene Daten aus unterschiedlichen Dateien zu kombinieren. Nachdem man die erste Datei geöffnet hat, fügt man einfach die Daten der nächsten Datei zum Plot dazu. Das klingt einfach und ist es bei PCX5 auch. Die Plotter-Oberfläche wird auch dazu verwendet Wegpunkte und andere darstellbare Daten geöffneter Dateien in Relation zueinander anzuzeigen, auch wenn man sich nicht im Plotter-Modus befindet.

Die PCX5-Software kann man an persönliche Erfordernisse anpassen, denn Einheiten, Koordinaten und Datum lassen sich individuell einstellen. Beliebig viele Konfigurationen können gespeichert werden um z.B. unterschiedlichen Benutzern zum persönlichen Profil zu verhelfen. Für ein MS-DOS-Programm gar nicht mal so schlecht.


Fazit:
Zu seiner Zeit war es eine tolle Software zur Verwaltung von Daten in einem Garmin GPS-Empfänger der frühen Modellreihen. Garmins, die jünger als die GPS II-Serie sind fangen mit PCX5 wenig bis gar nichts mehr an und Computer mit einem aktuellen Betriebssystem wie Windows 7 können PCX5 nicht einmal mehr starten. In Emulatoren wie DOSBox oder auf musealen Geräten mit 16-bit-Betriebssystemen kann man PCX5 aber noch verwenden. Vor allem, wenn man die mittlerweile ebenfalls antiquierte Garmin-GPS-Hardware besitzt macht das Sinn. Für alle Nostalgiker und für alle, die sehen wollen, wie GPS-Daten-Management der ersten Stunde ausgesehen hat, lasse ich die Garmin PCX5-Seite im Netz bevor die Software als Abandonware in der elektronischen Unendlichkeit für immer verschwindet.