Konica EE-Matic Deluxe
Die Kamera mit dem Electric-Eye

Electric Eye klingt so ähnlich wie Golden Eye und das erinnert uns an James Bond. Feuerball (orig. Thunderball), der James-Bond-Film 1965 kam im Dezember desselben Jahres in die Kinos. Da war die hier vorgestellte Konica EE-Matic Deluxe mit ihrem Electric Eye und dem Datum-Code "5 T" gerade einmal vier Wochen alt. Eine damals modern gestylte Messsucher-Kamera, die dem Benutzer fast alle Arbeit zu guten Fotos zu kommen abgenommen hat. Hier wurde Automatisierung bei der Belichtungssteuerung konsequent in Form einer Vollautomatik umgesetzt. Das Electric Eye ist zwar nichts anderes als ein ringförmig das Objektiv umschließender Selen-Belichtungs-messer, der allerdings komplett die Steuerung des Seikosha LA Zentralverschlusses übernimmt. Belichtungszeiten zwischen 1/30 und 1/250 Sekunde, sowie die Blende zwischen 2,8 und 22 werden automatisch ermittelt und eingestellt. Und das System wird wirklich vollautomatisch, weil Belichtungsmesser und Verschluss keine Batterie benötigen und der Benutzer nicht einmal an eine Knopfzelle denken muss. Eigentlich ideal für James Bond, denn der ist ja immer für alles Mögliche bereit und die Konica EE-Matic Deluxe hätte da perfekt mitgemacht.
Zur Technik der Belichtungsautomatik: Ob der Seikosha LA-Verschluss in genau dieser Form auch in anderen Kameras eingebaut wurde, ist unklar. Ich habe über den Verschluss der Konica EE-Matic Deluxe keine Details auftreiben können und die Mechanik auch nicht zerlegt, aber so wie es aussieht arbeitet die Programmautomatik mit drei vorgegebenen Blenden, zu denen stufenlos die passende Belichtungszeit gebildet wird. Bei einigen Versuchen habe ich herausgefunden, dass beim Drücken des Auslösers zuerst die Blende, die übrigens hinter dem Zentralverschluss liegt, geschlossen wird. Je nach Lichtverhältnissen ist das bei meiner Kamera die voll geöffnete Blende 2,8, eine mittlere Blende (von mir geschätzt 8) oder eine geschlossene Blende (geschätzt 22). Danach läuft der Zentralverschluss ab. So ein System hat den Vorteil, dass die schwieriger anzusteuernde Blende lediglich auf drei Stufen begrenzt ist und die leichter einzustellende Belichtungszeit den Rest für eine richtige Belichtung übernimmt. Für Negativfilm ist diese Art von Programmverschluss jedenfalls ausreichend.
Die Konica EE-Matic Deluxe [New] verfügt über das Electric-Eye, ein Selbstauslöser-Vorlaufwerk und den von vorne gesehen rechts neben dem Objektiv angebrachten Synchronanschluss.
Wer sich eine Konica EE-Matic Deluxe zulegen möchte, sollte wissen, dass die Kamera zu 100 Prozent von der Funktionsfähigkeit des Selen-Belichtungsmessers abhängig ist, denn die Programmautomatik funktioniert nur dann, wenn der Belichtungsmesser in Ordnung ist. Selen-Zellen erzeugen bei Lichteinfall eine Spannung, welche zum Beispiel ein Drehspulelement antreibt von dem man über eine Skala Lichtwerte oder Zeit- und Blendenkombinationen ablesen kann. Bei der Konica EE-Matic wird die Spannung für die Verstellung der Verschlusseinheit genutzt. Sind die Selen-Fotozellen neu, dann funktioniert das System sehr gut. Altern die Zellen, dann sinkt ihre Genauigkeit und sie sind irgendwann komplett erschöpft. Wie schnell das geht, hängt von unterschiedlichen Faktoren wie Elektronenfluss, Lichteinwirkung und Oxidation in der Selen-Schicht ab. Bei idealer Aufbewahrung scheint ein halbes Jahrhundert den Selen-Zellen aber wenig auszumachen. Meine Jahrzehnte alte Konica EE-Matic  wurde wie es aussieht immer im Dunkeln aufbewahrt und deshalb funktioniert der Selen-Belichtungsmesser noch halbwegs. Ein passender Ersatz wäre ohnehin nicht aufzutreiben und eine Fotozelle wie sie etwa in Taschenrechnern vorkommt, kann man auch nicht einbauen. Da würde es zu viele technische Hürden geben, um nur die spektrale Empfindlichkeit so einer Fotozelle als Wichtigste zu nennen. Die Kamera ohne funktionsfähigen Belichtungsmesser müsste man dann im Modus für Blitzaufnahmen betreiben und mit nur einer einzigen Belichtungszeit das Auslangen finden.

Möchte man mit Blitz fotografieren, kann man das mit der Konica EE-Matic tun, wenn man ein Blitzgerät mit Synchronkabel besitzt. Bei der Kamera fehlt am Aufsteckschuh ein Mittenkontakt und wie bei allen anderen Kameras dieser Epoche muss man auch bei diesem Modell mit Leitzahlen und Entfernungen rechnen. Dazu waren schon immer einstellbare Blendenwerte, Leitzahltabellen und vor allem wenigstens eine einzige manuell festzulegende Belichtungszeit notwendig. Stellt man bei der Konica EE-Matic den Blendenregler von AUTO auf eine Blende zwischen 2.8 und 22 wird gleichzeitig der Verschluss auf eine 1/30 Sekunde fixiert. Nebenbei bemerkt ist die Blitzfunktion bei der EE-Matic der einzige manuelle Modus und die einzig verbleibende Betriebsart, wenn der Belichtungsmesser seinen Geist aufgegeben hat. Da kann man mit der 1/30 Sekunde nach der "Sunny-16"-Regel oder mit einem externen Belichtungsmesser die Blende ermitteln. Meine Empfehlung ist in diesem Fall ein Gossen Sixtar, wenn dessen Cds-Zelle noch in Ordnung ist, weil er vom Baujahr genau zur Konica EE-Matic passt.

Die Konica EE-Matic Deluxe begnügt sich mit ganz wenigen Bedienelementen. Wo sich bei vielen anderen Kameras das Einstellrad für die Belichtungszeit befindet liegt hier das Wählrad für die Filmempfindlichkeit. Sonst gibt es noch den Auslöser, den Filmtransporthebel, die Rückspulkurbel, einen Coldshoe für den Blitz und das Bildzählwerk.
Bei dieser Kamera gibt es nur bedingten manuellen Eingriff in das Belichtungssystem. Stellt man den Blendenwähler von der Position AUTO auf eine der Blendenzahlen, wird 1/30 Sekunde als Belichtungszeit eingestellt. Die passende Zeit-Blenden-Kombination muss entweder mit der Sunny-16-Regel oder einem externen Belichtungsmesser ermittelt werden.
Die Konica EE-Matic hat sogar ein 49mm-Filtergewinde und die Belichtungsmessung berücksichtigt aufgeschraubte Filter und deren eventuellen Verlängerungsfaktor. Sinnvoll sind die für Schwarz-Weiß-Fotografie eingesetzten Farbfilter, denn Polarisationsfilter scheiden wegen mangelnder Kontrollmöglichkeit im Sucher aus. Eines der wichtigsten Zubehörteile, und deshalb verweise ich auf das Filtergewinde, ist aber ein Objektivdeckel. Wie schon angesprochen sollten Selen-Zellen abgedeckt werden, wenn man sie nicht braucht, dann verzögert sich deren Alterung - daher auch die Empfehlung bei Nichtbenützung einen Objektivdeckel aufzuschrauben.

Die Konishiroku (kurz Konica) EE-Matic hat es in zwei Versionen gegeben. 1963 wurde die Konica EE-Matic vorgestellt und im Jahr 1965 die Konica EE-Matic Deluxe mit einer neuen und einer ganz neuen Version. To make a long story short: Die Konica EE-Matic (non-Deluxe) ist das ältere Modell und wurde von 1963 bis 1965 produziert. Am Gehäuse ist auf der Vorderseite nur der Schriftzug Konica eingraviert, es fehlt die Sucheranzeige mit dem Zeiger für die Belichtungszeit und das 40mm-Objektiv hat die Bezeichnung Konishiroku Hexanon. Ein weiteres Detail ist der von vorne gesehen links neben dem Objektiv untergebrachte Synchronkabelanschluss. Von 1965 bis 1967 wurde das EE-Matic Deluxe-Modell angeboten, von dem es zwei Varianten gibt. Bis Oktober oder November 1965 wurden Deluxe-Modelle ohne Selbstauslöser gebaut, danach wurde das nunmehr intern "Deluxe New" genannte Modell mit einem Vorlaufwerk ausgestattet. Leicht zu erkennen sind die Deluxe-Varianten am 40mm-Objektiv mit der Bezeichnung Konica Hexanon und dem von vorne gesehen rechts neben dem Objektiv befindlichen Synchronkabelanschluss. Die Modelle EE-Matic Deluxe F, EE-Matic S, EE-Matic 260 und EE-Matic F unterscheiden sich in einigen Punkten wesentlich von der hier gezeigten Kamera, lediglich die etwas jüngere Konica EE-Matic Deluxe II aus dem Jahr 1969 ist eine Weiterentwicklung mit einem CdS-Belichtungsmesser, einem verbesserten Messsucher und einem 42mm-Hexanon-Objektiv. Die Konica-Modelle Eye und Eye II sind Halbformatkameras 18x24mm und den EE-Matic-Modellen entfernt ähnlich.
Qualitativ war dieses Kameramodell im Jahr 1965 in Bestform. Die Verwendung von reichlich Metall und konstruktivisch aufwendig gelöste Details sorgen auch heute noch dafür, dass die EE-Matic Deluxe einwandfrei funktioniert. Beachtenswert ist die Ausführung der Rückspulkurbel und dass die Kamera sogar einen Index für die Filmebene besitzt.
Die Konica EE-Matic hat eine angenehme Größe, ist aber mit 540 Gramm Gewicht alles andere als leicht, weil die Kamera aus viel Metall, etwas Glas und ganz wenig Kunststoff besteht. Die Bedienung im Automatik-Modus ist einfach: scharf einstellen und auslösen. Bei normalem Tageslicht wars das dann auch schon. Unterschreitet die korrekte Belichtung 1/30 Sekunde bei Blende 2,8 wird eine rote Scheibe im Sucher angezeigt und der Auslöser blockiert. Überschreitet die korrekte Belichtung 1/250 Sekunde bei Blende 22 wird trotzdem ausgelöst und Überbelichtung in Kauf genommen. Allerdings war das zu Zeiten der EE-Matic mit damals üblichen Filmempfindlichkeiten von ISO 25 oder 50 eher weniger oft zu erwarten. Über den Messsucher braucht man ebenfalls nicht zu meckern. Zwar ist er bei meinem Exemplar etwas gelblich gefärbt, ich kann damit präzise und schnell scharfeinstellen auch wenn das Licht einmal nicht ganz so gut ist. Den Rest erledigt das Objektiv. Ein Vierlinser, dessen Brennweite von 40mm eine sehr ausgeglichene Leistung ermöglicht. Das Hexanon ist bei allen Blenden bis in die Ecken schön scharf und auch für Farbnegativfilm ausreichend kontrastreich. Es schlägt sich auch bei tückischen Gegenlicht- oder Seitenlichtaufnahmen recht wacker, vermutlich weil die Frontlinse recht tief im Objektivtubus versenkt ist. Für eine eher einfache Kamera wurde da ein sehr gutes Objektiv verbaut.

Die EE-Matic hat zu den preiswerteren Aufnahmegeräten gezählt und doch hat der Hersteller auf hohe Qualität geachtet. Immerhin hat meine EE-Matic etwas mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel und es sind nur Kleinigkeiten, die nicht mehr so funktionieren, wie sie sollen. So ist der Sucher bei mir leicht angelaufen. Ein lösbares Problem, nur will ich die Kamera nicht aufschrauben. Irgendwann in 54 Jahren hat sich die Zeigeranzeige für den  Belichtungsmesser verabschiedet. Der Zeiger steckt knapp oberhalb der 1/30-Sekunden-Markierung und bewegt sich kaum. Möglich das der Zeiger nur durch Schmutz verklemmt ist, aber auch gut möglich dass die Kamera einmal einen Schlag abbekommen hat und das Messwerk deshalb blockiert ist. Die Belichtungsautomatik funktioniert aber einwandfrei und das ist ein Grund das Gehäuse nicht zu öffnen. Die Lichtdichtungen sind schon längst verrottet und zu Staub zerfallen, das Kameragehäuse ist aber ohne sie lichtdicht. Wieder einmal die Bestätigung, dass Konstrukteure - nicht nur bei Konica - Lichtdichtungen eher als Unterstützung vorgesehen haben. Die mir geschenkte Kamera habe ich nach mindestens zehn Jahren im Schrank problemlos wieder in Betrieb nehmen können.
Öffnet man die Rückwand setzt sich die qualitativ hochwertige Ausstattung fort. Gefräste und polierte Filmführungen waren bei preiswerten Kameras der 1960er-Jahre keineswegs selbstverständlich.

Das Bild unten zeigt den Aufkleber auf der Innenseite der klappbaren Rückwand, der für Sakura (=Konica) Film wirbt und gleichzeitig den Produktionscode der Kamera eingeprägt hat.
Fazit: Eine Konica EE-Matic Deluxe kann man sich schenken lassen oder dafür in gutem und funktionsfähigem Zustand inklusive der originalen Bereitschaftstasche bis maximal 30 Euro ausgeben. Die Kamera besitzt ein sehr gutes Objektiv, eine gute Belichtungssteuerung - wenn sie noch funktioniert - ist rundum zuverlässig, einfach zu bedienen und sieht hübsch aus. In Europa ist sie ein wenig eine Exotin. Mir gefällt die tadellose Verarbeitung und auch das 60er-Jahre-Design mit dem großen Selen-Belichtungsmesser rund um das Objektiv. Als Alltagskamera würde ich die Konica EE-Matic wegen ihres Alters und dem um eineinhalb Blenden ungenauen Belichtungsmesser nicht mehr einsetzen, aber ab und zu einen Film damit belichten macht echt Spaß.

Beispielfotos folgen zu einem späteren Zeitpunkt.