Die optimale analoge Nikon-Ai/AiS-Ausrüstung - Teil 5: Nikon F-501
Im fünften Teil der Serie zur optimalen Nikon-Ai-Ausrüstung geht es wieder einmal um eine Spiegelreflexkamera. Zum meinem Geburtstag habe ich eine Nikon F-501 samt dem passenden AF-Nikkor 35-70 in der ersten Version und der Bereitschaftstasche CF-36 als Geschenk bekommen. In den letzten fünfunddreißig Jahren wollte ich mir schon mehrmals eine Nikon F-501 kaufen, als langjähriger Besitzer einer Nikon F-301 war mir die Anschaffung aber nie wirklich wichtig und im Laufe der Jahrzehnte hat es sich auch nicht ergeben, dass eine schöne und preiswerte F-501 zufällig meinen Weg gekreuzt hätte. Jetzt gehört mir also sowohl eine Nikon F-301 als auch eine Nikon F-501. Und weil natürlich das Neue einen besonderen Reiz ausübt, habe ich gleich ein paar Tage mit der Nikon F-501 intensiv herumgespielt um herauszufinden, ob sie die bessere F-301 ist.

Warum es die Nikon F-501 überhaupt in die Serie über das Nikon-Ai/AiS-System schafft, ist leicht erklärt. Die Nikon F-301 und die Nikon F-501 sind praktisch baugleich, es eint sie mehr als sie trennt und weil die Nikon F-301 eine echte Ai/AiS-Kamera ist, ist es die F-501 in Verbindung mit manuellen Nikkor-Objektiven demnach auch. Der wichtigste Unterschied ist der Autofokus, auf den man bei der Nikon F-301 verzichten muss, weil sie keinen hat. Der Rest an Unterschieden beschränkt sich im Wesentlichen auf die Anzahl der Programmautomatiken. Die F-301 hat einen normale Programmautomatik und eine Kurzzeit-Programmautomatik. Das ist gut und das ist ausreichend. Die Nikon F-501 kann mehr, sie besitzt ein Normal-, ein Kurzzeit und ein Dual-Programm. Das ist technisch anspruchsvoller, für einen ambitionierten Fotografen aber eher kein Kaufanreiz. Ach ja, bei der Nikon F-501 kann man die Mattscheibe tauschen. Das ist meiner Meinung nach nur dann notwendig, wenn man sehr oft manuell fokussiert, weil man eine Mattscheibe Typ J mit Mikroprismen nachrüsten kann, sollte man noch eine auftreiben können. Mit diesem Absatz haben wir jetzt alle technischen Unterschiede abgearbeitet und wer sich eine Nikon F-501 kaufen möchte, kann sich freuen, dass die Zubehörteile, wie zum Beispiel die Datenrückwand MF-19 oder der Batteriedeckel MB-3, zwischen F-301 und F-501 austauschbar sind.
Sowohl die Nikon F-301 als auch die F-501 kann man ruhigen Gewissens als wichtigste Modelle im Nikon-Amateur-Verkaufsprogramm der 1980er-Jahre ansehen. Sie haben einen Paradigmenwechsel sowohl bei den Consumer- als auch den Profi-Kameras eingeleitet. Völlig elektronisch und mit damals modernster Technik vollgestopft haben sie dafür gesorgt, dass Nikon den Anschluss an Mitbewerber wie Canon oder Minolta nicht verloren hat. Vor allem bei der Nikon F-501 konnte man bereits erahnen, wohin sich die Entwicklung der Kameratechnik bewegen würde. Der nach heutigen Maßstäben inferiore Autofokus war nur der Ausgangspunkt für weitere Entwicklungen und da hat der Early-Adopter den Preis für die neueste Technik in Form fragwürdiger Performance zahlen müssen. Der Autofokus der Nikon F-501 funktioniert nur bei guten Lichtverhältnissen gut und bei schlechtem Licht langsam und selten auch gar nicht. Das ist meiner Meinung nach aber schon der einzige wirkliche Schwachpunkt einer sonst sehr guten Kamera. Mit einem Satz AAA/LR03-Batterien kann man bis zu 30 Filme mit 36 Aufnahmen belichten und bewegen. Das war zu einer Zeit, als sich professionelle Fotografen bemühten batterieabhängige elektronisch gesteuerte (Profi-)Kameras überhaupt zu akzeptieren schon eine ganze Menge Filmmaterial und ist bis heute völlig in Ordnung. Die Belichtungsmessung ist für Negativfilme zu hundert Prozent perfekt. Mit meiner ersten F-301 habe ich noch beträchtliche Mengen Diafilm belichtet und auch da nur positive Erinnerungen. Die F-501 wird sich wohl kaum anders verhalten. Ein weiterer Pluspunkt für die F-301 und F-501: Nikon war bis auf Pentax der einzige Hersteller, der die Abwärtskompatibilität zu älteren Objektivserien mit der Einführung von Autofokus-Modellen beibehalten hat. Das Objektivbajonett kann mit allen manuellen Ai- und AiS-Objektiven benutzt werden und für den Autofokusbetrieb steht eine große Anzahl an AF- und AF-D-Nikkoren bereit. Bis auf ein paar Spezialitäten passen die wichtigen Brennweiten an eine F-301 und eine F-501, jedenfalls sind meine AF-und Ai/AiS-Nikkore mit Brennweiten zwischen 16mm und 200mm uneingeschränkt einsetzbar.

Die Gestaltung des Kameragehäuses war für eingefleischte "Nikonistas" eher fragwürdig und viele Fans der Marke haben laut Bäh gerufen, als sie der F-301 erstmals ansichtig wurden. Ich gebe es zu, auch ich habe in einer ersten Reaktion wegen dem Polycarbonat-Gehäuse von einer Plastikkamera gesprochen und die F-301 für eine Gucki-Drucki-Kamera gehalten. Dabei ist die Ergonomie der F-301 sowie der F-501 ausgezeichnet und die Formensprache hat sich schon ganz vorsichtig vom eckigen Nikon-F-Design in Richtung gesofteter Linien mit integriertem Handgriff á la Nikon F-601, F-801, F-90 oder F-4 entwickelt. Das musste Nikon damals scheinbar ganz behutsam tun, denn die Käufer wollten an ein moderneres Design und umfangreiche technische Ausstattung gewöhnt werden. Und das war unbedingt notwendig, denn die 1980er waren jene Zeit, in der im Consumer-Bereich aus Gründen von Komfort und Simplizität immer mehr vollautomatisierte Kompaktkameras verkauft wurden. Die Spiegelreflexkameras mussten also vom Aufnahmegerät für den ambitionierten Amateur und Profi zur Kamera für Jedermann mutieren und im Massenmarkt waren nur jene SLRs erfolgreich abzusetzen, die auch von fotografischen Laien bedient werden konnten. Genau dieses Segment hat vor allem die Nikon F-501 ab dem Jahr 1986 sehr gut bedient. Es wurde von mir schon erwähnt, dass meine erste Nikon F-301 ein sehr robustes und zuverlässiges Gehäuse auch für den beruflichen Einsatz gewesen ist und einige Berufskollegen haben das Potenzial von F-301 und F-501 sofort erkannt. Im Pressebereich und bei Reportagen wurde die F-301 und dann die F-501 bis zum Erscheinen der Nikon F-801 bzw. F4 gerne eingesetzt. Mit einer F-301/F-501, dem lichtstärkeren 35-70mm/2.8-Nikkor und einem SB-16 bzw. später dem SB-24-Blitz war es viel bequemer Pressekonferenzen auszusitzen als mit einer FM/FE/FA-Nikon plus angesetztem Motorantrieb und zusätzlich noch einem Metz-45-Stabblitzgerät.
Wenden wir uns dem Objektiv zu. Meine geschenkte Nikon F-501 wurde mit dem AF-Nikkor 35-70mm f/3.3-4.5 der allerersten Generation gekauft. Diese auch als Mk-I bezeichnete Version ist quasi die Urform der Nikon-Autofokus-Objektive. Sie ist ein 35-70mm-AiS-Objektiv ergänzt um eine CPU und den Stangenantrieb für den Autofokus. Das Mk-I-Modell zeichnet sich durch eher billig wirkende Plastikverkleidungen und einen schmalen, fummeligen Schärfering aus. Die AF-Nikkore dieser Epoche habe ich nie gemocht, erst als später die Schärferinge breiter und das Plastikmaterial anmutiger wurde, konnte ich mich mit den AF-Nikkoren anfreunden. Das 35-70mm/3.3-4.5 ist vom optischen System mit dem AiS-Nikkor 35-70mm völlig identisch und war das Standard-Zoom zur Nikon F-501. Es liefert eine gute optische Leistung, die man von einem Kit-Objektiv nicht erwarten würde. Eine tonnenförmige Verzerrung tritt bei 35mm Brennweite recht markant auf, aber das muss man bei einem Zoomobjektiv dieser Preisklasse in Kauf nehmen. Im Telebereich verschwindet die Verzerrung fast vollständig. Ähnlich sieht es mit Vignettierung aus. Sie tritt bei offener Blende und kurzer Brennweite auf. Abblenden auf mindestens f5.6 beseitigt Vignettierung und steigert die Abbildungsleistung. Das Objektiv ist gutmütig was Überstrahlung und Farbsäume betrifft. Ich habe es mit einer Nikon HN-2 Gegenlichtblende ausprobiert und bei mir sind keine Auffälligkeiten bei starkem Seiten- oder Gegenlicht zu bemerken gewesen. Überhaupt macht das Objektiv einen ausgewogenen Eindruck. Um zwei Blendenstufen abgeblendet bekommt man ein scharfes und kontrastreiches 2-fach-Allround-Zoom mit moderatem Weitwinkel- und Telebereich für die analoge Fotografie.
Natürlich gibt es auch Zubehör zur individuellen Ausstattung einer Nikon F-301 oder F-501. Ein Blitzgerät war das wahrscheinlich am öftesten zu so einer Kamera erworbene Zusatzteil. Wer mit einer F-301 oder F-501 blitzen möchte, kann das zum Minimaltarif und mit relativ moderner Technik tun. Ich empfehle den bereits angesprochenen Nikon SB-24. Er ist gebraucht sehr günstig ab 25 Euro zu bekommen, leistungsstark und beherrscht in Verbindung mit der F-301 oder F-501 die Nikon-Standard-TTL-Blitzbelichtung und etliches mehr. Für normale Ansprüche reicht das völlig aus. Was sowohl der F-301 als auch der F-501 fehlt ist eine Buchse für ein Blitzsynchronkabel. Bei allen Nikon-Consumer-Gehäusen ab der F-301 braucht man den als Zubehör noch immer verfügbaren Blitzkuppler AS-15. Er ermöglicht die Synchronisierung einer Studioblitzanlage mit diesen Kameras.

Die Datenrückwand MF-19 kann nicht nur Datum und Uhrzeit einbelichten, es ist die erste Nikon-Rückwand, welche gegebenenfalls auch die Steuerung der Kamera übernimmt. Bei der MF-19 ist das eine Funktion für Intervallaufnahmen, bei der man auch extrem lange Zeitabstände zwischen den Aufnahmen festlegen kann.

Zur F-301 und F-501 hat es den MB-3 Batteriehalter gegeben. Damit wurde es möglich anstelle der AAA-/Micro-Batterien die größeren AA-/Mignon-Zellen zu verwenden. Einerseits wurde damit die Filmanzahl pro Batteriesatz erhöht und andererseits konnte man die damals leichter verfügbaren und preiswerteren NiCd-Akkus in AA-Größe verwenden und Geld sparen. Mit dem MB-3 wird das Kameragehäuse um etwa 5mm höher aber nur ein paar Gramm schwerer. Heute gibt es kostenseitig keinen Unterschied zwischen Micro- und Mignon-Batterien und deshalb ist der MB-3 kein must-have Zubehör.

Bei der Nikon F-501 kann man die Mattscheiben tauschen und Nikon hat bei dieser Kamera die drei Typen B, E und J angeboten. Der Typ B ist eine Vollmattscheibe und die Standardausführung der F-501, der Typ E eine Vollmattscheibe mit Gitternetzeinteilung und der Typ J enthält in der Mitte einen Mikroprismen-Raster wenn man mit Ai/AiS-Objektiven manuell scharfeinstellen muss.
Fazit: Stadtbummel, Reisekamera, Landschaften, Hund & Katz, Portraits, Personengruppen? Das geht alles mit der Nikon F-501 und einem 35-70mm-Nikkor, denn es ist eine kompakte sowie leistungsfähige Kombination. Eine Allround-Spiegelreflex, wie man sich das wünscht und die jederzeit günstig erweitert werden kann. Die F-501 geht heute noch als moderne analoge Kamera durch. Sie hat gerade die richtige Mischung aus fast noch Old-School-Aussehen und moderner Technik. Das Zoom tut sich dabei weder durch einen großen Brennweitenbereich noch durch eine hohe Lichtstärke hervor, glänzt aber mit geringen Abmessungen und einer guten Abbildungsleistung. Und weil weder die F-501 noch das 35-70mm-Zoom aktuell zu den begehrten Modellen aus dem Hause Nikon zählen, ist so eine Kombination noch günstig zu haben.
Pro:

- die Nikon F-501 ist eigentlich eine Ai/AiS-Kamera mit Autofokus

- elektronische Scharfeinstellhilfe bei Ai/AiS-Objektiven

- Bedienung von Vollautomatik bis vollständig manuell möglich

- motorischer Filmtransport mit bis zu 2,5 Bildern pro Sekunde

- angenehme Größe - kleiner als fast alle anderen Nikon AF-Gehäuse

- Rückspulkurbel spart Batteriestrom


Kontra:

- Autofokus verglichen mit heutigen Systemen lahm

- Sucheranzeigen für mich zu klein und manchmal zu dunkel
Die Nikon F-301 und die F-501 haben eine gemeinsame Plattform und sind äußerlich bis auf die zusätzlichen Bedienelemente für den Autofokus baugleich. Intern ist die Nikon F-501 bedingt durch das zusätzliche Autofokus-Modul die komplexere Kamera. Beide Kameragehäuse sind für fast alle Ai- und AiS-Objektive geeignet.
Links die Nikon F-501 mit dem AF-Nikkor 35-70mm/3.3-4.5 und zum Vergleich rechts die Nikon F-301 mit dem AF-Nikkor 50mm/1.4. Obwohl das 35-70mm-Standardzoom kein schlechtes Objektiv ist, gebe ich dem 50mm-Objektiv den Vorzug. Es ist auch heute noch ein Spitzenobjektiv mit einer beeindruckenden Leistung.
Das AF-Nikkor 35-70mm/3.3-4.5 in der ersten Version. Polycarbonat überall und ein zu schmaler Ring für die Scharfeinstellung haben dazu geführt, dass viele Nikon-Nutzer die erste Serie der AF-Objektive nicht gemocht haben. Das Design der AF-Nikkore wurde später verbessert.
Die Augenmuschel DK-21 gehört zwar zu anderen Nikon-Kameramodellen, kann aber auch an der F-301 und F-501 montiert werden. Sie erfüllt den vorgesehenen Zweck und dient darüber hinaus auch als Sperre gegen unbeabsichtigtes Öffnen der Rückwand. Um die Rückwand bei Verwendung der DK-21 aufklappen zu können, muss man die DK-21 wie im Bild dargestellt ein paar Millimeter nach oben schieben.