Die Rollei XF35 ist eine Kompaktkamera durchschnittlicher Erscheinung, weder besonders groß, noch besonders kompakt und entspricht hinsichtlich ihrer Ausstattung etwa dem Durchschnitt der Kompaktkameras ihrer Epoche, wie etwa den Minolta Hi-Matic-Modellen, der Canonet, den Yashica-Messsucherkameras oder den Petri 35mm-Kompaktkameras. Auf den ersten Blick ist sie nichts Besonderes, eben eine Kompakte aus der zweiten Hälfte der Siebziger. Und weil sie größer und schwerer als die Rollei-35-Serie ist und im
berechtigten Ruf steht keine besonders zuverlässige Kamera zu sein, liegt sie im Hipster-Ranking der begehrtesten Kompakten aus den 1970ern bestenfalls irgendwo im Mittelfeld.
Wer sich mit der Rollei XF35 beschäftigt, wird
sehr schnell feststellen, dass in der Kamera mehr steckt, als das
zurückhaltend gestylte Gehäuse auf den ersten Blick verrät. Da wäre einmal
der Messsucher zu nennen, der nicht irgendeine Einfachkonstruktion, sondern
ähnlich kompliziert im Aufbau wie bei einer Leica-M-Kamera ist. Eine
grundsolide Sache, denn der Sucher bei meiner Kamera funktioniert auch nach
über vierzig Jahren noch einwandfrei und vor allem schön präzise. Das braucht man bei einem Objektiv mit Anfangslichtstärke 2.3 auch, denn wer schon einmal ein derartig lichtstarkes Objektiv nach Schätzung scharfeingestellt hat, kennt das Leiden mit der Schärfe an der falschen Stelle. Vor allem bei ISO-100-Filmen und damit verbundenen größeren Blenden ist ein Messsucher ein unschätzbarer Vorteil. Verglichen mit meiner Rollei 35SE und dem Sonnar 2.8/40mm ist die Rollei XF35 bei der Scharfeinstellung schnell, bequem und treffsicher.