Garmin Mobile PC und Garmin Mobile XT
Garmin Mobile PC und Mobile XT sind zwei Produkte mit einem ähnlichen Funktionsumfang für unterschiedliche Geräteplattformen.

Besitzer eines Ultra-Mobile-PC (UMPC), Netbook oder Notebook mit Windows XP oder Vista Betriebssystem sind die Zielgruppe für Garmin Mobile PC. Verwendet man einen Pocket PC, ein Smartphone ab Windows Mobile 2003 oder ein Gerät mit Symbian S60 3rd Betriebssystem muß man sich Garmin Mobile XT installieren.

Getestet wurden beide Softwareprodukte auf insgesamt sechs verschiedenen Geräten: OQO 01Plus UMPC mit Windows XP, Fujitsu Siemens Stylistic SLT-C500 Tablet-PC mit Windows XP, Hewlett Packard iPAQ H6340 mit Windows Mobile 2003, Fujitsu Siemens Pocket Loox T830 mit Windows Mobile 5, Nokia E60 mit Symbian S60 (3rd) und Sony Ericsson M600i mit Symbian UIQ3 Betriebssystem. Als externer GPS-Epfänger wurde ein Garmin GPS10 Bluetooth verwendet.

Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Plattformen muß jeder Anwender individuell bewerten bevor er sich für eine Version entscheidet. Ein tragbarer Computer mit Windows XP / Vista Betriebssystem hat den Vorteil ein vollwertiger Rechner zu sein, auch wenn er mit einem Desktopsystem leistungsmäßig sehr oft nicht mithalten kann. Ein zumindest 5 Zoll großer Bildschirm erlaubt eine sehr bequeme Betrachtung und die weitgehend vorhandene Tastatur ermöglicht eine sehr komfortable Dateneingabe. Die dadurch bedingten Baugrößen machen eine Installation in einem Fahrzeug aufwendig, die Lösungen sind nur bedingt unabhängig von einer externen Energieversorgung verwendbar und es wird unbedingt ein zusätzlicher GPS-Empfänger benötigt.

PDA und Smartphones glänzen mit geringen Gehäuseabmessungen, geringem Gewicht, relativ langen Akkulaufzeiten und manche Geräte haben sogar einen GPS-Empfänger eingebaut. Nachteilig sind die meist kleinen Displays, die manchmal nicht sonderlich bequeme Dateneingabe  und die limitierte Speicherkapazität von 2GB oder 4GB bei Geräten mit Standard-SD-Cards. Bei aktuellen PDAs und Smartphones in denen auch schon SDHC-Speicherkarten verwendet werden können, liegt die Kapazitätsgrenze derzeit bei 32GB.

So viel zu den Entscheidungskriterien ob man Garmin  Mobile XT oder Mobile PC einsetzt. Egal welches Produkt man verwenden will, die Installation läuft in jedem Fall unspektakulär ab. Garmin Mobile XT wird auf einer MicroSD-Speicherkarte geliefert. Im Lieferumfang ist auch ein Adapter, mit dem man die Speicherkarte in allen gängigen Mobiltelefonen mit MicroSD-, MiniSD- und SD-Karte verwenden kann. Am Sony Ericsson M600i mit dem proprietären MemoryStick-Pro gab es nur die Lösung, den Inhalt der originalen Speicherkarte bitgenau von MicroSD auf MemoryStick-Pro zu klonen. Dann hat die Sache ebenfalls funktioniert. Wichtig ist, daß die originale Speicherkarte noch nie in einem anderen Gerät eingesetzt wurde, denn die Freischaltung ist auf ein einziges Gerät begrenzt und richtet sich nach der IMEI des verwendeten Telefons bzw. nach der GPS-Receiver-ID bei einem Pocket-PC . Die lokale Garmin-Vertretung kann bei „speziellen" Mobiltelefonen Auskunft geben, wie man zu einer lauffähigen Version kommt bzw. wann eine Freischaltung nicht möglich ist.

Auf beiden Symbian-Mobiltelefonen war die Installationsroutine sehr simpel und nach ein paar Bestätigungen über die Tastatur ist die Software installiert und lauffähig gewesen. Ähnlich unproblematisch war die Installation von Garmin Mobile PC mit der Einschränkung, daß es sich bei der zur Verfügung gestellten Version um ein Vorserienprodukt mit einer USA-Karte auf Basis des City Navigator North America NT 2008 gehandelt hat. Garmin Mobile PC EU mit Kartenmaterial aus dem City Navigator Europe NT 2008 soll es in Kürze geben, auf die Funktionalität und Stabilität hat das Kartenmaterial aber keinen Einfluß, daher wurde Mobile PC schon getestet. In Europa wurden für die Kartenanzeige Daten aus Garmin Metroguide Version 9 verwendet.

Als letzter Punkt noch ein paar Worte zu den verwendbaren GPS-Empfängern: Garmin Mobile XT kann mit einem integrierten GPS oder mit einem externen GPS-Empfänger wie dem GPS10 verwendet werden. Garmin Mobile PC ist in diesem Punkt ein wenig eigensinnig und besteht auf originalen Garmin-GPS-Empfängern. Der Grund dafür ist ziemlich einfach, denn die Software ist durchgängig auf die Verwendung des Garmin-proprietären Datenformats ausgelegt und kann mit NMEA-Daten aus einem üblichen GPS-Empfänger nichts anfangen. Die Schnittstelle ist egal, es passen Empfänger mit Bluetooth- oder serieller Schnittstelle bzw. ein USB-Modell, denn in der Softwarekonfiguration kann man die benötigte Schnittstelle einfach anwählen. GPS-Empfänger von Fremdherstellern können nur über die kostenpflichtige Zusatzsoftware Franson GPS-Gate zur Kommunikation angeregt werden, diese Lösung wurde in Verbindung mit einer Billionton CF-GPS-Card kurz getestet und hat grundsätzlich funktioniert.



Kartenmaterial und regionale Abdeckung:

Das in Garmin Mobile XT und Mobile PC verwendete Kartenmaterial entspricht dem der City Navigator NT 2008 Serie und ist mit einem Datenstand von Mitte 2007 so aktuell es eben geht. Dieses Kartenmaterial kommt in fast allen Handgeräten und in den Geräten für Straßennavigation, wie z.B. der Nüvi-Serie zum Einsatz. Damit sind die beiden mobilen Varianten keineswegs schlechter als Handhelds oder Autonavigatoren. Die Detailgenauigkeit ist ausgezeichnet. In den USA sind auch ganz neue Siedlungsgebiete und Verbindungsstraßen enthalten, wenn man den Datenbestand für Europa als Maßstab heranzieht, dann befindet sich selbstverständlich das österreichische Autobahnnetz im aktuellen Zustand auf der Karte (inklusive Packabschnitt der Südautobahn im Vollausbau, leider aber noch ohne der erst am 18.11.2007 eröffneten Autobahn A6). Die Abdeckung des Kartenmaterials erstreckt sich über ganz Mittel- und Südosteuropa. In Mitteleuropa bewegt sich die Abdeckung je nach Land zwischen 95% und 100%, in Süd- bzw. Osteuropa sinkt sie dann ab und deckt nur mehr Hauptverbindungsstraßen und die großen Städte ab. Insgesamt kommen so etwa 1,6 GB an Kartendaten zusammen, mit denen man das Auslangen finden muß und auch finden kann.



Bedienung und Funktionsumfang:

Die Benutzeroberfläche der Software beschränkt sich auf relativ wenige Elemente, die noch dazu relativ groß gehalten sind. Das ist für die Bedienung und die Erkennbarkeit von Vorteil und bei Geräten, die über einen Touchscreen verfügen kann man das Programm auch direkt mit dem Finger bedienen. Nach dem Start der Anwendung bekommt man jedesmal einen Bildschirm mit Hinweisen zu sehen, die darauf aufmerksam machen, daß auf eine Bedienung während der Fahrt aus Sicherheitsgründen verzichtet  werden soll. Das ist gut gemeint, nachdem man aber immer manuell auf die Schaltfläche „Ich stimme zu" klicken muß, ein wenig lästig. Nach dem Programmstart wird automatisch die Verbindung zu einem GPS-Empfänger gesucht und auch hergestellt. Am oberen  Bildschirmrand gibt es dazu ein entsprechendes Symbol mit fünfstufiger Feldstärkeanzeige. Diese Lösung gefällt und man kann von diesem Hauptmenü aus alle anderen Menüs bzw. die Kartenanzeige direkt anwählen. Tippt man auf die Schaltfläche „Karte anzeigen" wird Garmin Mobile XT/PC zu einem Moving-Map-System und zeigt die aktuelle Position auf der Karte an.
Tippt man dagegen auf die Schaltfläche „Zieleingabe" kann man das gewünschte Fahrtziel direkt eingeben. Dazu kann man entweder eine Adresse oder die Koordinaten eingeben, man kann „nach Hause" navigieren, wenn man den Wohnort im System gespeichert hat, oder man kann auch nach interessanten Punkten (Points-of-Interest) suchen. Die POIs sind ebenfalls im Datenbestand der Karte enthalten und bezeichnen eine Vielzahl von Objekten wie Tankstellen, Supermärkte, Restaurants usw. Ergänzen kann man die vorhandenen POIs auch noch um eigene Points-of-Interest-Sammlungen, wie z.B. Radarfallen. Diese Benutzer-POI-Sets kann man entweder kostenpflichtig im Internet erwerben oder sich auch selbst zusammenstellen. Eigene Positionen, die einem wichtig sind, kann man auch unter „Favoriten" speichern. Die Favoriten entsprechen den bei Handheld-GPS-Empfängern bekannten „Wegpunkten" und haben den Vorteil, daß sie weder eine Adresse sein, noch an einer Straße liegen müssen. Man kann etwa auch Geocaches damit abspeichern die ja meist abseits von Straßen oder Häusern liegen. Hat man die Zieleingabe vorgenommen, wird automatische die Route berechnet. Das kann man nach der kürzesten Strecke oder nach der kürzesten Zeit machen lassen, dabei ist es auch möglich verschiedene Profile wie z.B. Auto/Motorrad, Fahrrad oder Fußgänger vorzugeben. Läßt man sich eine Strecke durch ganz Österreich berechnen, kann das am Pocket PC / Smartphone schon fast eine Minute dauern. Da merkt man dann sehr schnell, daß derartig rechnintensive Prozesse die PocketPC/Telefon-Hardware völlig ausreizen. Leichter tut sich da ein Windows-PC. Dort dauert die Berechnung weiter Strecken selten länger als 20 Sekunden. Ob langsamer oder schneller, wichtig ist anzumerken, daß die Berechnung immer funktioniert. Weder am Handy noch am PC hat es Probleme gegeben. Auch die sonstige Programmausführung ist sehr stabil und es wurde lediglich ein einziges Mal am OQO 01Plus ein Programmabsturz nach mehreren Stunden Laufzeit beobachtet. Einen ersichtlichen Grund dafür gab es keinen, das Programm hat sich ganz einfach beendet und mußte neu gestartet werden.
 
Ist eine Route zusammengestellt, bekommt man nicht nur laufend Abbiegehinweise, man hat auch die Möglichkeit die wichtigsten Routendetails abzurufen. Man sieht alle noch kommenden Abbiegehinweise und sämtliche die Route betreffenden (nützlichen) Details.

In fast jeder Navigationssoftware ist auch ein Trip-Computer enthalten. So einen gibt es natürlich auch bei Garmin Mobile XT/PC und der verdient vor allem in der Mobile PC-Version Beachtung. Der Trip-Computer wartet mit nützlichen Informationen auf und ist vor allem sehr übersichtlich und hübsch gestaltet. Besonders gut gefällt das runde „Kombiinstrument" in der Mitte, wo man auf einen Blick die Fahrtgeschwindigkeit, Fahrtrichtung und die aktuelle Höhe über Meeresniveau ablesen kann.

Erwähnt werden sollte auch noch die „Garmin-Online"-Funktion. Da kann man, vorausgesetzt man verfügt über einen mobilen Internetzugang, verschiedene Zusatzinformationen abfragen. Garmin-Online besteht aus einem kostenlosen Abonnement, welches man um verschiedene kostenpflichtige Services erweitern kann. Das kostenlose Abo besteht aus Wetterinformationen und einem Flugstatus. Sehr gut brauchbar sind die Wetterinformationen. Da kann man eine Stadt auswählen, danach wird eine Internetverbindnung zu einem Garmin-Server aufgebaut und man bekommt eine relativ umfangreiche Wettervorhersage für die nächsten sechs Tage. Ähnlich verhält es sich mit dem Flugstatus. Je nach Standort kann man einen Flughafen in der näheren oder weiteren Umgebung auswählen. Nachdem eine Internetverbindung zum Garmin-Server aufgebaut wurde, gibt es Statusinformationen zu Ankunfts- und Abflugszeiten. Alles in allem nützliche Zusatzfeatures, bezahlen würde ich dafür allerdings nichts. In den USA werden schon kostenpflichtige Services angeboten, wie zum Beispiel Hotelinformationen oder Treibstoffpreise zur aktuellen Region in der man sich befindet. Sollten derartige Dienste in Europa angeboten werden, muß jeder Anwender für sich selbst entscheiden, ob er so etwas braucht.

Eine ernstzunehmende Navigationssoftware ist nicht nur dazu da ein Ziel einzugeben und dorthin zu kommen, es muß auch anspruchsvollere Reiseplanung geboten werden. Da liegt einer der wenigen Unterschiede zwischen Garmin Mobile XT und Mobile PC, denn eine ausgewachsene Routingfunktion, die auch mehrere Wegpunkte/Favoriten enthalten kann, gibt es nur in der PC-Version. Routing funktioniert hier ähnlich einem üblichen GPS-Empfänger. Man kann sich entweder direkt in Mobile PC eine Route zusammenbasteln oder man übernimmt Wegpunkte/Favoriten und die dazugehörigen Routen aus Garmin Mapsource. Eine eigene Routenübersicht gibt Auskunft über die gespeicherten Routen und deren Details und wenn man navigieren will, braucht man mit einem Druck auf die grüne „Los"-Schaltfläche nur noch die Route aktivieren und schon kann es losgehen.



Fazit:
Garmin hat wieder einmal bewiesen, daß das Unternehmen zu Recht einer der großen Anbieter von Navigationslösungen ist. Nach den klassischen GPS-Handhelds und dem in den letzten Jahren immer umfangreicher gewordenen Angebot an Fahrzeugnavigatoren hat der US-amerikanisch-taiwanesische Hersteller jetzt eine Softwarelösung für Mobiltelefone und portable PCs auf den Markt gebracht. Die zweite Version dieses Produktes ist bis auf ein paar Kleinigkeiten in Ordnung und bietet einen ausreichenden, wenn auch nicht üppigen Funktionsumfang, der allerdings Durchschnittsanwender mehr als zufriedenstellen wird. Hervorgehoben sollte die gute Bedienbarkeit von Garmin Mobile XT auf Smartphones werden. Auf dem Sony Ericsson M600i mit Tochscreen ist das eher kein Thema, da sorgt der Stift für schnelle Eingaben. Pluspunkte konnte Mobile XT auf dem Nokia E60 ohne Touchscreen sammeln. Die Bedienung ist trotz Telefontastatur logisch und schnell abzuwickeln. Bei Garmin Mobile PC ist es fast egal, ob man einen PC mit Touchscreen besitzt oder Eingaben mit der Maus erfolgen müssen solange man sich nicht in einem Fahrzeug befindet. Wegen der beengten Raumverhältnisse hat da der Touchscreen eindeutig die Nase vorn und außerdem ist die Eingabe mit dem Finger wegen der großen Schaltflächen eine sehr bequeme Sache.

Hinsichtlich der Verarbeitungsgeschwindigkeit hat es bei keiner der getesteten Plattformen wirkliche Einschränkungen gegeben. Ein Notebook/UMPC ab 500MHz-Prozessor ist, mit ausreichend RAM und Festplatte, schon brauchbar, besser geht es natürlich mit neueren und schnelleren Geräten. Auch auf den Smartphones hat Garmin Mobile XT schnell und fast absturzfrei gewerkelt. Von einigen kurzen Pausen bei sehr langen Routenberechnungen abgesehen, ist das Programm auch dann tauglich, wenn man während der Fahrt eine Route rechnen läßt, oder wenn man mit der „Umleitung" eine Alternativroute haben möchte.

Garmin Mobile XT und Mobile PC sind definitiv eine ernstzunehmende Alternative zu Lösungen von Tomtom und anderen Mitbewerbern und man sollte sich die beiden Produkte unbedingt anschauen, wenn man die Anschaffung eines Navigationssystems für UMPC oder Smartphone plant.
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