Garmin Nüvi 205
Technikbegeisterung führt meistens dazu Geräte zu kaufen, die mehr können als man eigentlich braucht. Das gilt auch für Navigationsgeräte, deren Funktionsumfang bei Mittel- und Oberklassemodellen den Durchschnittsanwender  schon manchmal überfordert. Da stellt sich die Frage, was können und taugen die preiswertesten Modelle? Als Beispiel wurde der Garmin Nüvi 205 DACH ausgewählt, der derzeit das preisgünstigste Gerät mit einem Verkaufspreispreis von etwa 125 Euro im Angebot von Garmin ist.

Schon die Verpackung und der Lieferumfang unterschieden sich von den vielen anderen GPS-Empfängern, die in der Redaktion eingetrudelt sind. Der Karton ist ungefähr so groß wie sechs oder acht Zigarettenpäckchen und auch der Inhalt ist relativ beschieden. Neben dem Navigationsgerät findet man noch eine Saugnapfhalterung für die Windschutzscheibe, ein Kfz-Anschlußkabel (10-30 Volt Weitbereichseingang), eine Armaturenbrett-Klebeplatte und eine Schnellstartanleitung in der Schachtel. Das ist alles und mehr braucht man eigentlich auch gar nicht, schließlich ist der Nüvi 205 bereits mit Kartenmaterial von Österreich, der Schweiz, Deutschland und der Tschechischen Republik vorbespielt. Daher kommt auch die Versionsbezeichnung DACH, obwohl Tschechien in der Versionsbezeichnung nicht enthalten ist. Egal, das abgedeckte Gebiet ist für Bewohner in den genannten Ländern ausreichend, vor allem wenn man nie vor hat das Navigationsgerät auf Reisen mitzunehmen oder mit dem eigenen Wagen Europa zu durchqueren. Das Kartenmaterial entspricht dabei dem aktuellsten Stand, auf dem Testgerät war bereits die Version 2010.10 des City Navigator Europa NT aufgespielt, so wie sie auch auf den ganz teuren Garmin Nüvis zu finden ist. Auch bei den im Kartenmaterial enthaltenen Informationen macht Garmin keinen Unterschied zwischen preiswerten und teuren Geräten. Der Umfang an Points-of-Interest und anderen Zusatzinformationen ist mit allen anderen (teureren) Modellen identisch. Sollte man später eine größere Kartenabdeckung benötigen, kann man weiteres Kartenmaterial, gegen nicht zu unterschätzende Zusatzkosten, auf dem Nüvi 205 installieren. Mehr dazu später.

Das tadellose 9cm-Display mit einer Auflösung von 320x240 Pixel reicht für die Kartendarstellung völlig aus.
Navigation „out-of-the-box": Die kleine Schachtel enthält das Navigationsgerät samt notwendigem Zubehör.
Nimmt man den Nüvi 205 in die Hand, dann fällt zuerst die kompakte Größe auf. Das Gehäuse ist sehr gut verarbeitet und entspricht hinsichtlich Haptik und Material ebenfalls den teureren Modellen. Beim Display handelt es sich um einen 3,5-TFT-Monitor mit Touchscreen und einer weißen Hintergrundbeleuchtung wie er auch in anderen Modellen, z.B. dem Nüvi 255, verwendet wird. Bis auf den Touchscreen und einen Ein-/Aus-Schalter gibt es keine Bedienelemente, ein Lithium-Ionen-Akku mit cirka 4 Stunden Laufzeit ist fix im Gerät integriert und über eine USB-Buchse an der Geräterückseite wird der Nüvi 205 mit Energie versorgt bzw. nimmt Kontakt mit einem Computer auf, wenn man Daten hin- und herschicken möchte. Auf der linken Seite gibt es noch einen Schacht für eine Speicherkarte im MicroSD-Formfaktor. Die hat leider keinerlei Abdeckung und da kann Schmutz und Staub eindringen. Dieses Manko ist eigentlich der einzige Kritikpunkt am Gehäusedesign und ich würde ihn mit einem sauber aufgeklebten Streifen transparentem Klebeband im Dauerbetrieb beseitigen.

Schaltet man den Nüvi 205 ein, so wird man beim ersten Start durch ein Konfigurationsprogramm geleitet, bei dem man Ansagesprache, Menüsprache und das Land in dem man sich gerade befindet festlegen kann (und muß). Danach dauert es ungefähr drei Minuten und der Nüvi 205 ist betriebsbereit. Wie es scheint wird in dieser Kaltstartphase die aktuelle Position bestimmt und der Satelliten-Almanach wird im Gerät aufgebaut. In der Kaltstartphase sollte man die Position nicht verändern, was nicht nur für den Nüvi 205 sondern für alle anderen GPS-Empfänger gilt, denn dann klappt die erste Positionsbestimmung schneller. Nach dem ersten Start ist der Nüvi 205 nach dem einschalten in ungefähr 15 bis 20 Sekunden empfangsbereit, vorausgesetzt der Blick auf den Himmel ist einigermaßen frei. Die Empfangseigenschaften des Garmin Nüvi 205 sind nämlich ausgezeichnet und für Straßennavigation tadellos. Auch in Häuserschluchten oder bei Fahrten durch dichte Wälder setzt der Nüvi nicht aus. Bedampfte oder beheizte Windschutzscheiben werden nur dann zum Problem, wenn es keinen „Blickkontakt" durch Seitenscheiben gibt. Da wird die Empfangsqualität schlechter, denn auch ein sehr empfindlicher Empfänger-Chipsatz hat so seine Grenzen. In einem üblichen PKW reicht es den Nüvi mittels Saugnapfhalterung an die Windschutzscheide zu klatschen und dann braucht man sich als Durchschnittsuser  keine Gedanken um die Empfangsleistung zu machen.

Die Bedienung des Garmin Nüvi 205 erfolgt über den Touchscreen. Das geht mit der rechten oder linken Hand, die Menüführung entspricht dabei dem gewohnten Garmin-Nüvi Standard und ist intuitiv ohne Studium einer Bedienungsanleitung zu schaffen. Über den Menüpunkt „Zielauswahl" kann man das Fahrtziel aussuchen. Dazu kann man Punkte direkt aus der Karte wählen, man kann nach Adressen suchen, man kann zu Points-of-Interest navigieren, es gibt verschiedene Extras und man kann sich selbst Wegpunkte im Gerät speichern, die beim Nüvi dann als „Favoriten" bezeichnet werden. Insgesamt mehr als ausreichende Möglichkeiten sein Ziel zu finden.

Die eigentliche Navigation erfolgt über die Kartenansicht. Auch das findet man beim Nüvi 205 den gewohnten Garmin-Standard mit 2D- oder 3D-Kartendarstellung samt einem Tripcomputer. Das Display hat eine physikalische Auflösung von 320x240 Pixel, ist gut abgestuft in der Helligkeit regelbar, kann gut bei Sonnenlicht abgelesen werden (Cabrio) und gibt überhaupt keinerlei Anlaß zu Kritik. Auch der im Gerät integrierte Lautsprecher hat genügend Leistung und gibt die Ansagen auch in lauter Umgebung verständlich wieder (ausgenommen vielleicht in einem Morgan Plus 8, aber davon soll hier nicht die Rede sein). Abgespeckt wurden nur einzelne Details, die meistens gar nicht auffallen. So kann man z.B. keine Routen im Gerät speichern, was u.a. wahrscheinlich nur Benutzern auffällt, die einen Garmin Outdoor-Navigator wie den GPSmap 60CSx oder ähnliches im Einsatz haben. Die Einstellung von persönlichen Präferenzen ist beim Garmin Nüvi 205 keine Hexerei und ebenfalls ohne Studium einer Anleitung machbar. Über den Menüpunkt „Extras" kommt man zu einer Auswahl, wo man dann die gewünschten Parameter einstellt. Die sind für ein Gerät dieser Preisklasse wirklich „extra", weil es alles gibt, was man braucht plus ein paar Goodies, die dem Spieltrieb neue Nahrung geben. Man kann u.a. den Positionsanzeiger auf der Karte verändern. In der „Garmin Garage" kann man kostenlos verschiedene Fahrzeuge und Symbole herunterladen und dann auf das Gerät übertragen. Ein nettes Feature ist auch die „ecoRoute"-Funktion. Die soll Treibstoff sparen helfen. Nachdem man sich ein Fahrzeugprofil generiert hat, erhält man bei der Wahl des Fahrzieles nicht nur die Entfernungsangabe, sondern auch Informationen zum berechneten Treibstoffverbrauch und deren Kosten. ecoRoute gibt auch Treibstoffsparhinweise und liefert einen Bericht über tatsächlichen Benzinverbrauch und Kilometerleistung. Die Daten basieren dabei auf dem Tripcomputer und den persönlichen Einstellungen.

Li-Ion-Akku für Unabhängkeit bis zu 4 Stunden: Damit kann man den Nüvi 205 für kurze Wanderungen oder auch für Sightseeing-Trips gut verwenden.
Wie schon erwähnt gibt es die Möglichkeit individuelle Daten auf den Nüvi 205 aufzuspielen. Für zusätzliches Kartenmaterial gibt es neben insgesamt 1GB internem Speicher auch die Möglichkeit mittels microSD-Speicherkarten umfangreichstes Kartenmaterial bereitzustellen. Schön ist, daß der Kartenschacht auch microSDHC-fähig ist und Speicherkarten bis zu mindestens 8 GB (getestet!) erkennt und akzeptiert. Gut gelungen ist auch die Anhebung der Maximalgröße für eine Kartendatei auf 4GB. Da passt dann nicht nur der komplette City Navigator Europe 2010.10 drauf sondern auch zusätzliches weiteres Kartenmaterial wie AdriaRoute, AdriaTopo und Topo Österreich 2. Das muß man extra kaufen, das ist natürlich nicht ganz billig, kann aber durchaus Sinn machen. Kartenmaterial gibt es entweder auf DVD oder direkt auf einer microSD. Ich würde der DVD-Lösung den Vorzug geben, weil sie am Computer installiert wird und den Vorteil umfangreichster Planungsmöglichkeiten am PC bietet. Die Karten auf microSD sind teurer als die DVD und nur im Nüvi 205 verwendbar. Man verschenkt dabei die Planungsmöglichkeiten und extra Features der Mapsource Software. Für die Übertragung von zusätzlichem Kartenmaterial, Wegpunkten/Favoriten oder Points-of-Interest hat der Garmin Nüvi 205 eine USB-Schnittstelle mit Einbindung als Wechseldatenträger in ein Computersystem.

An Ausstattung bietet der Garmin Nüvi 205 alles was man braucht, aber auch nicht mehr. Die Stromversorgung/USB-Schnittstelle und der Lautsprecher befinden sich auf der Geräterückseite.
Fazit: Navigation „out oft he box" zu einem günstigen Preis. Das klappt mit dem Garmin Nüvi 205 ganz sicher. Verarbeitung, Bedienung, Kartenmaterial sowie der Preis sind in Ordnung und man bekommt eine ganze Menge Leistung für sein Geld. Einziger Kritikpunkt ist die fehlende Abdeckung am Kartenschacht, sonst gibt es eigentlich nur Positives zu vermerken. Ein ideales Gerät wenn man wenig Geld ausgeben möchte und auf umfangreiche Features verzichten kann. Da lohnt es sich eigentlich nicht ein Noname-Gerät zu kaufen, bei dem Support und Kartenupdates möglicherweise nicht gesichert sind.

Plus:

- Out-of-the-box-Navigation auf hohem Niveau

- Hervorragende Verarbeitung

- Tadelloses Display



Minus:

- Akkulaufzeit könnte länger sein

- Akku nicht vom Benutzer auswechselbar

Preiswert-Navigation: Garmin Nüvi 205 DACH-Version