Leica Minilux Zoom
Vario-Elmar 35-70mm mit optisch tadelloser Leistung, aber nicht besonders lichtstark
Pro:

- Gut abgestimmte Automatikfunktionen

- Anschluß für externes Blitzgerät über Mittenkontakt

- Stromversorgung aus CR123A-Batterie

- Filmführungen aus Metall


Kontra:

- Objektiv mit Lichtstärke 1:3,5 - 5,6 lichtschwach

- Keine vollständig manuelle Belichtungssteuerung möglich

- Bedienung zu stark auf fotografische Laien abgestimmt

- Suchersystem könnte besser sein
Eine Leica Minilux Zoom ist ganz anders als eine Leica M: Die Leica Minilux Zoom wurde für eine zahlungskräftige Kundschaft gebaut, die für teures Geld eine Kamera mit Prestige kaufen wollte und mit der vollautomatisch gute Bilder gelingen sollten. Deshalb orientiert sich die Minilux Zoom vom Konzept her eher an hochwertigen Kompaktkameras á la Fujifilm, Canon oder Olympus und man sollte sie nicht unbedingt an einer Contax T2, Contax TVS, Konica Hexar oder einer Rollei 35 messen. Hat man das kapiert, entwickelt sich die Minilux Zoom sehr schnell zu einer angenehmen Begleiterin. Da kann es einem völlig egal sein, daß allenthalben über die Minilux Zoom ziemlich gelästert wurde und wird. Auf einer bekannten amerikanischen Homepage wird sie sogar regelrecht verrissen und hat laut Minilux-Zoom-Hassern eigentlich nur schlechte Eigenschaften, eine Meinung, die ich übrigens nicht teile.

Ich habe eine Minilux Zoom inklusive der Datenrückwand 18525 und dem Weichlederbeutel 18513 im Jahr 2005 gebraucht um 200 Euro gekauft. Das war damals relativ günstig und teilweise auch der Grund, warum ich mir überhaupt die Zoom-Version der Leica Minilux gekauft habe. Bereut habe ich die Entscheidung nie, die Kamera hat mir einige Jahre gute Dienste erwiesen, ist aber in der Zwischenzeit gegen eine Nikon 35TI eingetauscht worden, weil die Nikon besser in meine Sammlung paßt.

Zugegeben gewinnt die Kamera mit dem ziegelförmigen Design keinen Schönheitspreis. Dazu ist sie auch noch recht schwer und die titanfarbige Lackierung ist nicht besonders griffig. Auch die Tasten sind zu klein geraten, sogar der Auslöser ist größenmäßig an der unteren Grenze des Akzeptablen. Andererseits ist die Haptik hervorragend, genau wie auch die Verarbeitung auf dem Niveau einer Spitzenkamera ist und  die Tasten und Schalter genau definierte Druckpunkte haben. Die Kamera hat auch nach Jahren noch immer wie am ersten Tag funktioniert. Dazu muß ich anmerken, daß ich von verschiedenen E-Fehlermeldungen verschont geblieben bin und weder der Hauptprozessor noch andere Teile der Elektronik versagt haben. Die Datenrückwand ist funktionell in Ordnung und sorgt mit dem schwarz genarbten Kunststoffeld dafür, daß das Kameradesign ein wenig hübscher wird. Hätte man der Minilux Zoom an der Vorderseite eine Belederung ähnlich wie bei der Leica Minilux (mit Festbrennweite) verpaßt, würde nicht nur das Gehäuse schöner aussehen, es hätte sich zudem noch besser angefühlt als das glatte Metall.

Der Funktionsumfang ist ausreichend, aber nicht aufregend und vor allem auf den vollautomatischen Betrieb ausgelegt. So eine Art „Kamera für Dummies", wenn man so will, was aber andererseits zu spontanen Aufnahmen animiert, weil man nur einschalten und auf den Auslöser drücken muß. Bei den Features hat man sich bei Leica an den Modellen der Mitbewerber orientiert und nichts großartiges Neues implementiert. Ein intelligentes Blitzgerät mit Rote-Augen-Unterdrückung, Aufhellblitzfunktion und der Möglichkeit auch bei langen Verschlußzeiten zu blitzen ist vorhanden, dazu kommt noch die Möglichkeit über einen Mittenkontakt ein externes Blitzgerät anzuschließen. Verwendet man ein Leica-Systemblitzgerät, wird man mit Komfort verwöhnt, sonst muß man auf die vorhin erwähnten Blitz-Features verzichten. Eine Belichtungskorrektur im Bereich von +/- 2 Blendenstufen läßt eingeschränkt die Möglichkeit zur gezielten Belichtungssteuerung zu und mittels des Selbstauslösers hat man die Möglichkeit auch selbst aufs Bild zu kommen.

Mit Informationen für den Fotografen ist die Leica Minilux Zoom sparsam, zumindest wenn es sich um Anzeigen im Sucher handelt. Da gibt es nur die üblichen Linien für den Parallaxenausgleich und das AF-Zielfeld. Links neben dem Sucher sind zwei Leuchtdioden angeordnet, die über den AF-Betrieb und den Status des Blitzgerätes informieren. Eine Information über Verschlußzeit und Blende gibt es nicht, auch nicht am LC-Display. Auch hier unterscheidet sich die Minilux Zoom nicht von ähnlichen Kompaktkameras im ehemaligen Premiumsegment und kann deshalb keine extra Sympathiepunkte sammeln. Der Sucher selbst ist akzeptabel, auch wenn sich Brillenträger mit dem zu kleinen Okular schwer tun werden. Die Genauigkeit liegt in einem für Kompaktkameras üblichen Bereich, was bedeutet, daß gegenüber dem Sucher immer ein wenig mehr auf dem Bild ist.

Eine vollständig manuelle Belichtungssteuerung fehlt bei der Minilux Zoom, dafür läßt sich der Autofokus abschalten und die Entfernung in 9 Stufen manuell festlegen. Das ist für eine Kompaktkamera und das verwendete Objektiv ausreichend. Ein nettes Feature ist die Serienaufnahme. Zwar schafft der Filmtransport nur eine Frequenz von 1 Bild in zwei Sekunden, andere Kompaktkameras haben diese Funktion aber überhaupt nicht, wenn man sie einmal brauchen sollte. Nützlich ist auch die Beleuchtung des LC-Displays auf der Kameraoberseite. Bei geringem Umgebungslicht wird sie automatisch zugeschaltet und sorgt dafür, daß die Informationen gut abgelesen werden können. Ein metallenes ¼"-Stativgewinde rundet die Ausstattungsliste ab.

Beim Objektiv gibt sich die Leica Minilux Zoom ganz klassisch, denn es wurde ein Vario-Elmar 35-70mm verbaut. Da hatte man in den 1990er-Jahren die optischen Probleme fest im Griff und deshalb gibt es keine Kritik was Schärfe oder Vignettierung betrifft. Da kann die Minilux Zoom gut mit einer Fujifilm DL Super Mini oder der Contax TVS mithalten ohne aber diese Kameras bei der optischen Leistung zu übertreffen. „Unauffällig auf hohem Niveau" ist die einzige Aussage, die mir zum  Vario-Elmar einfällt, vielleicht sollte man noch ergänzen, daß man die Leica Minilux Zoom gut als Ergänzung in Verbindung mit einer analogen Spiegelreflexkamera einsetzen konnte. Der Preis den man für die unauffällige (Höchst-)Leistung des Objektivs zahlen muß, ist dessen mickrige Lichtstärke. Die beginnt bei schwächelnden 1:3,5 und sackt dann auf schlappe 1:6,5 ab. In der Praxis bedeutet das Filmmaterial mit ISO 200 oder ISO 400, meine letzten in der Minilux Zoom belichteten Filme waren übrigens Neopan 400 Professional von Fujifilm. Überhaupt paßt meiner Meinung nach Schwarzweiß-Film besser zur Minilux Zoom als jedes andere Filmmaterial.

Die Verstellung des Zoomobjektivs erfolgt (fast) stufenlos elektrisch mit gemächlicher Geschwindigkeit, wenn man sich am manuellen Zoomobjektiv der Contax TVS orientiert. Auch die Fujifilm DL Super Mini Zoom ist schneller, hat allerdings nur vier Abstufungen für das 2-fach-Zoom. Für eine Kamera aus den 1990ern ist der aktive Infrarot-Autofokus einwandfrei weil er seine Arbeit flott verrichtet und dabei bei üblichen Kontrast- und Motivstrukturen recht treffsicher ist. Einzig wenn sich sehr starke Lichtquellen im AF-Zielfeld oder in dessen unmittelbarer Nähe befinden erreicht die automatische Scharfeinstellung ihre Grenzen.

Fazit: Die Leica Minilux Zoom ist eine Kompaktkamera, die aus hochwertigen Materialien besteht und exzellent verarbeitet ist. Die Leistung des 2-fach Zoomobjektivs setzt sich weder durch große Schwächen noch durch herausragende Höchstleistungen von den Mitbewerbern wie Contax, Nikon oder Rollei deutlich ab. Was Prestige und Wertigkeit betrifft ist die Minilux Zoom eine echte Leica (auch wenn sie wahrscheinlich von Panasonic oder Minolta produziert wurde), was die fotografischen Fähigkeiten angeht, bekommt man eine für die meisten Aufnahmesituationen gut abgestimmte Kamera, die unauffällig gute Bilder produziert und das macht sie zwar nicht zum Über-Drüber-Superstar aber immerhin zu einer sympathischen Kompaktkamera, die man immer wieder gerne verwendet.

Aufgeräumt: Die Leica Minilux Zoom kommt mit wenigen Bedienelementen aus, dabei ist die
Handhabung der Kamera aber sehr übersichtlich und logisch.
Leica Minilux Zoom - Technische Daten
(Zusammenfassung aus dem Handbuch
des Leica Systems 2000/2001 - Acrobat PDF)
Leica Minilux Zoom, Programmautomatik, Brennweite 35mm, kein Blitz, Fujifilm Superia X-TRA 800, Negativscan mit Fujifilm Frontier 350 (SP-2000):
Mit hochempfindlichem Filmmaterial kann man die Minilux mit dem lichtschwachen Zoomobjektiv auch in Innenräumen einsetzen.
Leica Minilux Zoom, Programmautomatik, Brennweite 70mm, kein Blitz, Fujifilm Superia X-TRA 800, Negativscan mit Fujifilm Frontier 350 (SP-2000):
Die Programmautomatik und das Objektiv der Leica Minilux Zoom können auch mit hohem Kontrast sehr gut umgehen. Bei diesem Bild wurden lediglich die Mittentöne geringfügigst angepaßt, sonst wurden keine Änderungen vorgenommen.
Leica Minilux Zoom, Programmautomatik, Brennweite ca. 50mm, kein Blitz, Fujifilm Superia X-TRA 800, Negativscan mit Fujifilm Frontier 350 (SP-2000):
Der klassische Schnappschuß ist für die Leica Minilux Zoom kein Problem. Hier wurde ohne Stativ aufgenommen, es waren aber mehrere Versuche erforderlich um ein unverwackeltes Bild zu erhalten.