Meine berufliche Tätigkeit führt immer wieder dazu, dass mir fotografische Gegenstände überlassen werden. Eine Nullserien-Leica war zwar noch nie dabei, aber immer wieder Artefakte, die zwar nicht wertvoll, aber wenigstens teilweise interessant waren. So auch der Inhalt von vier Bananenkartons, die ich aus dem Nachlass eines ehemaligen Fotohändlers und Drogisten bekommen habe. Die vier Schwergewichte waren vollgestopft
mit Unterlagen und Papieren des bereits Anfang der 2000er-Jahre
geschlossenen Unternehmens. Leider war der Inhalt überwiegend unergiebig.
Einzig die Fragmente einer Nikon-Preisliste, ein paar
Kamerabedienungsanleitungen, einige Kameraprospekte und verschiedene
Filmdatenblätter aus den 1980ern waren es wert gerettet zu werden. Die
restlichen Kartoninhalte haben meine Altpapiertonne bis zum Rand gefüllt.
Die noch erhaltenen Teile der Nikon-Preisliste habe ich so weit zusammengefasst, dass man die Daten wieder brauchen kann. Da war einige Arbeit nötig, denn die Liste besteht aus schlechten Kopien, ist nicht komplett und über das Erscheinungsdatum kann ich nur spekulieren. Geschätzt stammt sie aus dem Jahr 1984. Da war die Nikon EM noch in den Geschäften verfügbar, die Nikon FG das erfolgreiche Modell für den Amateur und die Nikonos V in orange oder grün zu haben. Die Nikon FG-20 fehlt, sie dürfte erst zur Photokina 1984 angekündigt worden sein. Das Nikkor 28-50mm/3.5 ist auch ein Indiz für die Jahre 1983 bis 1985, weil es nur in diesem Zeitraum angeboten worden ist.
Auch wenn die Aufstellung kein Gesamtlieferprogramm ist, gibt sie doch einen Überblick über das Angebot und das Preisgefüge dieser Zeit.
Mir kommen die Preise niedrig vor, aber die Liste ist fast 40 Jahre alt und
meine persönlichen Erinnerungen an alte Einkäufe längst verblasst. Ob die Preise die "unverbindlich empfohlenen, nicht kartellierten
Richtpreise" (Listenpreise) sind, steht nicht fest. Ebenso
wenig, ob es Bruttopreise, welche die damals horrende Mehrwertsteuer für sogenannte
Luxusprodukte in Höhe von 30% beziehungsweise ab 1984 von 32% enthalten oder Netto-Händler-Einkaufspreise
sind. Wahrscheinlich waren sie die Kalkulationsgrundlage für den
Kunden-Endpreis, weil das Preisfeilschen in Österreich irgendwie immer dazu
gehört, wenn es um kleinere und größere Anschaffungen geht. Einige Fragen zu
dieser Liste bleiben unbeantwortet und die
Preise sind sicher nicht auf den Euro genau, trotzdem bestätigt sich der
Eindruck, dass man auch früher viel Geld in seine Nikon-Ausrüstung investieren hat müssen. Welche Preisschilder das heute wären, ist aus der Spalte mit den Euro-Preisen ersichtlich. Da habe ich anhand einer Formel der ÖNB die Veränderungen der Kaufkraft berücksichtigt.