Osram BCS 32 Studio
Einmal mehr hat ein interessanter Foto-Oldtimer seinen Weg auf meinen Schreibtisch gefunden. Ein neuwertiger Osram BCS 32 Studio samt Originalverpackung wurde mir mit der Bitte übergeben, das Gerät vor der Altstoffsammelstelle zu retten.

Zuerst war ich vom Neuzugang wenig angetan, eine kurze Recherche hat aber ergeben, dass dieses Modell das erste Elektronenblitzgerät mit einem sog. „teilbaren Schwenkreflektor" gewesen ist. Der BCS 32 Studio stammt aus dem Jahr 1978 und ist eines jener Modelle, die von Hans-Friedrich Borchers bei Osram Deutschland konstruiert wurden. Ein Design „Made in Germany", aber die Produktion wurde in bewährte Hände ausgelagert, das konnte man schon Ende der 1970er ganz gut, denn hergestellt wurde der Osram BCS 32 Studio von der Nissin Japan Ltd. oder von Fuji Photo Film bzw. der Fuji Koeki Corporation. Die Quellenlage ist diesbezüglich nicht mehr so ganz klar.

Technisch war der Osram BCS 32 Studio ganz auf dem Stand seiner Zeit. Angetrieben wird der Osram Blitz von vier Mignon/AA-Batterien oder Akkus gleicher Bauform. Mit Eneloop-Akkus funktioniert mein Exemplar ganz ausgezeichnet, Alkalibatterien habe ich nicht ausprobiert, damit darf es aber auch keine Schwierigkeiten geben. Mit Leitzahl 32 gehörte das Gerät zur gehobenen Blitzgeräteklasse, die Leistung war damals auch für Filme mit ISO 50 oder 100 völlig ausreichend. Eine elektronische Lichtmengensteuerung („Computerblitzgerät") mit zwei nutzbaren Blenden und manueller Betrieb mit Vollleistung gehörten zum Standard bei Blitzgeräten der Mittelklasse. Soviel ich herausfinden konnte, verfügt der BCS 32 über eine Thyristorschaltung für schnelle Blitzfolge. Bei automatischer Lichtmengensteuerung wird nur jene Menge an Energie aus dem Blitzkondensator abgerufen, die für die richtige Belichtung erforderlich ist. Damit erzielt man eine schnellere Blitzfolge und reduziert den Stromverbrauch. Die Möglichkeit der TTL-Blitzmessung mittels eines Adapters gibt es nicht, das SCA-System wurde erst zwei Jahre später im Markt eingeführt. Eine Blitzbereitschaftsanzeige in Form einer orangen Glimmlampe und eine grüne Kontrollleuchte für eine ausreichende Blitzlichtmenge runden die Ausstattung ab.

Gut zu wissen: Die Zündhilfsspannung liegt bei meinem Gerät bei gemessenen 68 Volt, laut technischen Spezifikationen dürfte sie sogar 73 Volt betragen. Ich würde dieses Gerät eben wegen der hohen Auslösespannung an einer modernen Kamera nicht anschließen. Der BCS 32 kann über einen Mittenkontakt oder ein Kabel ausgelöst werden. Die Kabellösung benötigt ein originales Anschlusskabel mit einem proprietären Stecker an der Biltzgeräteseite. Ein 2,5mm-Klinkenstecker wie bei Metz-Blitzgeräten, funktioniert nicht. Am BCS 32 können keine Zubehörteile wie Farbfilter oder ähnliches installiert werden.

Der Osram BCS 32 Studio wurde in großen Stückzahlen produziert, er ist heute relativ leicht am Gebrauchtmarkt zu bekommen und er ist eindeutig nicht sammelwürdig. Die Preise bewegen sich zwischen 10 und 30 Euro, je nach Zustand des Gerätes. Wenn man das Gerät, so wie ich, geschenkt bekommt, kann man es in Verbindung mit dem Hama Synchromat Blitzauslöser (Artikel Nr. 00006967) ideal als Aufheller auch in Verbindung mit einem Systemblitzgerät an der Kamera verwenden. Durch seine kompakte Bauweise und Leitzahl 32 ist er sehr gut für improvisiertes Arbeiten unterwegs verwendbar.

 

Ergänzung August 2017: Meinen Osram BCS 32 gibt es nicht mehr. Schuld daran war die hohe Umgebungstemperatur (+38°C) während der vierten Hitzewelle des Sommers 2017, ein Satz Eneloop Pro Akkus sowie sieben oder acht Blitze mit voller Leistung innerhalb kurzer Zeit. Vermutlich hat die kurze Blitzfolge den Blitzkondensator stark erwärmt oder überhitzt. Bei jedem Ladevorgang wurde mehr Leistung aus den Akkus abgerufen und die Eneloop Pro haben diese Leistung auch geliefert. Schön, dass es so gute Akkus gibt, aber weniger schön, dass der hohe Stromfluss den Blitzkondensator überladen und zum Platzen gebracht hat. Der BCS 32 hat eine veritable Rauchwolke sowie einiges an Gestank von sich gegeben und war dann tot. Das Blitzgerät ist dabei viel mehr als handwarm geworden und die Akkus waren so heiß, dass sie 10 Minuten Abkühlung gebraucht haben, bis man sie überhaupt anfassen konnte. Sie haben das Platzen des Kondensators und den damit verbunden Kurzschluß aber unbeschadet überstanden. Ich habe das Blitzgerät sachgerecht entsorgt und nicht weiter geprüft, ob nicht auch das Alter des Blitzkondensators eine Rolle bei diesem Vorfall gespielt hat.


Ungewöhnlich ist der Schwenkreflektor, der nur 45° nach hinten umgelegt werden kann. Mit einem Hebel an der Rückseite des Blitzgerätes kann man insgesamt drei Abstrahlcharakteristika einstellen: direkt mit normal ausgerichtetem Reflektor, ausschließlich indirektes Licht (45° nach hinten geneigt) sowie die Kombination aus direktem und indirektem Licht. Die ist mit dem vorhin genannten Hebel bei nach hinten geneigtem Reflektor wählbar. „Gute Tiefenausleuchtung und keine harten Schatten" bei einer Lichtverteilung von 20% nach vorne und 80% indirekt verspricht der Aufdruck auf der Schachtelrückseite und das gibt es auch, allerdings nur bei Fotos im Querformat, denn der Reflektor kann zwar nach oben geschwenkt aber nicht zur Seite gedreht werden.

Gemessen am technischen Standard des Jahres 1978 ist der Osram BCS 32 Studio als kompakt zu bezeichnen und das Design geht auch heute noch als modern und gefällig durch. Auf der linken und rechten Geräteseite ist in Höhe des Blitzreflektors je eine olivgrün gefärbte kreisrunde Kunststoffverzierung eingelassen. Diese Verzierung sollte es auch in anderen Farben geben, ob diese Idee auch tatsächlich realisiert wurde, konnte ich nicht mehr eruieren. Ich habe auch noch keine Farbvariation gesehen.

Der Osram BCS 32 Studio verfügt über einen Standard-Mittenkontakt oder kann mittels Kabel mit der Kamera synchronisiert werden. Dazu benötigt man das proprietäre Anschlußkabel mit dem speziellen Stecker (Bild unten).
Bild links: Der Reflektor in seiner "Normalposition". Das Licht wird nach vorne oder indirekt 45° nach oben abgegeben.

Bild unten: ein Teil der Blitzröhre wird durch einen Reflektorstreifen abgedeckt, was eine Lichtverteilung von 20% nach vorne und 80% indirekt ergibt.
Einfach und bequem: Das Blitzgerät wird mit Mignon/MN-1500 Batterien oder Akkus betrieben, man erspart sich so die Suche nach (teuren) Spezialakkus.

Einfache Bedienung: auf der Vorderseite eine der beiden Automatikblenden einstellen ("Grün" oder "Orange"). Dann auf der Geräterückseite die Lichtempfindlichkeit einstellen und den sich daraus ergebende Blendenwert auf die Kamera übertragen. Die maximale Blitzreichweite kann man an der Skala ablesen. In der Stellung "Weiss" blitzt der BCS 32 immer mit voller Kraft.
Pro:

- kompaktes und leistungsstarkes Gerät

- Stromversorgung mit Mignon-/MN1500-Batterien oder Akkus

- preiswertes Gebrauchtgerät mit guter Qualität


Kontra:

- Zündkreis hat für moderne Kameras eine zu hohe Auslösespannung
Der Reflektor kann nur 45° nach oben geneigt werden. Eine seitliche Verschwenkung ist beim Osram BCS 32 Studio nicht möglich und schränkt die Lichtführung beträchtlich ein.
Osram BCS 32 Studio: Ein kompaktes Blitzgerät mit automatischer Lichtmengensteuerung und Schwenkreflektor.