Pantone HueyPro Monitorkalibrierung
Es gibt verschiedene professionelle Lösungen zur Farbkalibrierung von Monitoren. Dabei kann man mehr oder weniger Geld ausgeben, trotzdem ist es nicht immer ganz einfach in das richtige System zu investieren. Die Suche nach der berühmten goldenen Mitte ist gar nicht so leicht. Obwohl ich hochwertige Monitore von Eizo verwende, die bereits ab Werk farbkalibriert sind, wollte ich bei der Farbabstimmung des Monitors nichts dem Zufall überlassen. Nach einigen Tests habe ich das für mich brauchbare System gefunden.

Gleich vorweg: Für wenig Geld gibt es überhaupt kein Kalibriersystem. Ab etwa 100 Euro gibt es Einsteigermodelle mit meist abgespeckter Software und ab etwa 150 Euro Systeme, die auch hohe Ansprüche befriedigen. Das Pantone HueyPro liegt preislich ziemlich genau im Bereich von 150 Euro, hat seine Stärken, ist aber weit davon entfernt ein ideales System zu sein. Selbiges gilt u.a. auch für das Eye-One Display 2 von GretagMacbeth, welches hinsichtlich Genauigkeit, Bedienerfreundlichkeit und Einschränkungen dem HueyPro nicht nachsteht. Das Pantone HueyPro habe ich deshalb gewählt, weil es verglichen mit dem Eye-One von GretagMacbeth um einiges preiswerter gewesen ist.
HueyPro ist schnell installiert und läuft auf Windows XP bzw. Vista Plattformen. Wichtig zu wissen: die "normale" Huey-Hardware kann nicht in Verbindung mit der HueyPro-Software verwendet werden. Die HueyPro-Hardware hat eine spezielle Firmware, die eine Verwendung mit der HueyPro-Software und der damit verbundenen erweiterten Funktionalität ermöglicht.
Zuerst muß man die verwendete Displaytype wählen. HueyPro unterscheidet zwischen Röhren/CRT-Monitoren und LC-Displays.
In einem ersten Schritt wird die Intensität und Qualität des Umgebungslichts gemessen. Ideal ist es, wenn man durch die Verwendung von Beschattungs- oder Verdunkelungssystemen eine Umgebungshelligkeit herstellen kann, die bis auf geringfügige Schwankungen den zukünftigen Arbeitsbedingungen entspricht.  Wenn es geht, sollte man dann diese "Verdunkelung" dann auch immer dann einsetzen, wenn man Bildbearbeitung oder grafische Arbeiten durchführt. Eine Lichtblende um den Monitor hilft ebenfalls Störlicht zu reduzieren.
Im nächsten Schritt gleicht man Helligkeit und Kontrast ab. Dazu gibt es ein Meßfeld mit verschiedenen hellen und dunklen Feldern, mit deren Hilfe man die maximalen und minimalen Dichten bestimmen kann.
Um eine möglichst exakte Farbbalance ermitteln zu können, sollte man sich zuerst Gedanken um die folgenden Parameter machen, weil diese einen recht großen Einfluß auf das Endergebnis haben:

Farbraum:
sRGB ist für Fotografie der weltweite Standard. Deshalb ist man mit einem üblichen Monitor und dem sRGB-Farbraum meistens gut dran.

Farbtemperatur am Monitor:
Idealerweise sollte der Monitor eine Farbtemperatur von 6500° Kelvin einhalten. Das tun auch teure Monitore meist nicht und die Schwankungen betragen bis zu +/- 300° Kelvin. Das Colorimeter sollte in der Lage sein diese Differenzen auszugleichen, was u.a. der Grund ist, so ein Meßgerät einzusetzen.

Monitorhelligkeit:
Dafür gibt es keine Fixwerte. Die Helligkeit sollte in einem Bereich von 80 bis 140cd/m² (Candela pro Quadratmeter) liegen und hängt sehr stark vom eigenen Sehempfinden ab. Für viele Anwender sind 140cm/m² unangenehm hell. Richtwerte gibt es für Notebooks mit 90cd/m², für LCD-Monitore werden 120cd/m² und für CRT-Monitore 100cd/m² empfohlen. Eine Abstimmung auf 100cd/m² spart nicht nur Energie (LC-Displays brauchen bei geringerer Helligkeit und weniger Kontrast auch weniger Strom), sie ist auch von Vorteil, wenn man sehr oft abends und in einem verdunkelten Raum arbeitet.

Monitorgamma:
Auch da gibt es verschiedene Werte, die von 1.8 bis 2.2 reichen. Moderne Displays sollte man generell auf ein Monitorgamma von 2.2 einstellen und kalibrieren.
Jetzt muß das HueyPro-Colorimeter am Monitor befestigt werden. Das HueyPro hat dafür ein paar kleine Saugnäpfe, die ich aber meinem Display nicht zumuten wollte. Deshalb habe ich den Monitor so weit nach hinten geneigt, bis das Colorimeter auch ohne Hilfe der  Saugnäpfe nicht abgerutscht ist. Startet man den Meßvorgang werden verschiedene Farbfelder eingeblendet und vom HueyPro ausgemessen. Der Vorgang läuft automatisch ab, dauert einige Minuten und man braucht sich um nichts zu kümmern.
Die Verwendung des Pantobe HueyPro ist eigentlich ganz einfach. Das Paket besteht aus dem Pantone HueyPro Colorimeter (Hardware) und der Pantone HueyPro Software. Die Software läuft auf Windows XP und Vista, ist innerhalb von einigen Minuten installiert und nimmt keine gravierenden Änderungen an der Sytemkonfiguration vor. Sie läßt sich bei Bedarf vollständig deaktivieren oder entfernen, sollte man das wünschen. Die Funktionsweise ist auch schnell erklärt: Mit dem Hardwareteil wird der Bildschirm ausgemessen und ein ICC-Profil erstellt, welches in der Folge als Korrekturfaktor bei jedem Systemstart geladen wird. Nachdem man das Colorimeter mittels USB mit dem Computer verbunden hat, kann man die HueyPro-Software starten und sofort mit der Kalibrierung beginnen.
Ist der Meßvorgang beendet, wird das HueyPro-Colorimeter in seine Halterung gesteckt und die Software nimmt jetzt die Erstellung des ICC-Profils vor.
Mit einer Vorher-Nachher-Ansicht kann man im nächsten Schritt die Änderungen visuell beurteilen.
Dem ICC-Profil sollte man einen sinnvollen Namen geben. Clever ist es auch das Datum im Dateinamen zu vermerken, man kann dann später einfach kontrollieren, wann die Kalibrierung vorgenommen wurde.
Erst jetzt muß man Werte für die Farbtemperatur und das Monitorgamma eingebe. Die Informationen der HueyPro-Software sind vor allem bei der Farbtemperatur auf den ersten Blick nicht besonders aussagekräftig. D65 bedeutet aber schlicht und einfach Daylight 6500K.
Möchte man nicht im verdunkelten Kämmerchen arbeiten, dann gibt es auch die Möglichkeit eine automatische Helligkeitsanpassung durch das HueyPro-Colorimeter vornehmen zu lassen. Der Hardwareteil mißt über den Raumlichtsensor und regelt über die HueyPro-Software die Helligkeit auf den optimalen Wert.
Ein Vorteil von HueyPro ist, daß es nicht an eine bestimmte Zahl an Computern lizenziert ist. Man kann die Software auf beliebig vielen Computersystemen verwenden, einzige Einschränkung ist, daß man die automatische Helligkeitsregelung nur mit dem HueyPro-Colorimeter auf jenem PC ausführen kann, an dem das Meßgert gerade angeschlossen ist.

Die Ergebnisse mit HueyPro sind gut bis sehr gut, die Kalibrierung liefert in der Regel genaue Ergebnisse in Verbindung mit hochwertiger (Monitor-)Hardware, hat aber bei Billigmonitoren in Verbindung einfachsten Grafikkarten eine etwas geringfügigere Genauigkeit. Hat man den Eindruck, daß das Ergebnis nicht ganz stimmt, wiederholt man den Kalibriervorgang. Damit erzielt man dann meist genauere Ergebnisse. Gut gelungen ist die einfache Bedienung, bei der einem die Software nach der Auswahl der eingesetzten Monitortype schon viele Einstellarbeiten abnimmt und die relativ flotte Bestimmung der Korrekturwerte. Etwas umständlicher als notwendig ist die Bestimmung von Helligkeit und Kontrast (geht bei GretagMacbeth Eye-One Match 3 wesentich besser!) und die Festlegung von Farbtemperatur und Monitorgamma. Wie schon erwähnt ist Pantone HueyPro kein absolut ideales System, es ist aber durchaus geeignet um mit relativ geringem finanziellen Aufwand einen sauber kalibrierten Monitor zu bekommen und deshalb durchaus eine empfehlenswerte Investition.
Pro:

- Software auf beliebig vielen Computern verwendbar
- einfache Bedienung
- exakte Meßergebnisse in Verbindung mit hochwertiger Hardware
- hohe Wiederholgenauigkeit der Meßergebnisse
- automatische Helligkeitsanpassung über HueyPro-Hardware
- relativ günstiger Preis



Kontra:

- Festlegung von Farbtemperatur und Monitorgamma in der Software unlogisch
- Messungen in Verbindung mit billigster Monitorhardware haben u.U. größere Ungenauigkeiten