Fujifilm DL Super Mini und DL Super Mini Zoom
Wenn ich mich richtig erinnere habe ich meine Fujifilm DL Super Mini im Jahr 1995 als Geschenk bekommen und etwa ein Jahr später aufgrund der guten Erfahrungen mit dieser Kamera die damals brandneue Fujifilm DL Super Mini Zoom gekauft. Warum ich das hier erwähne? Weil ich beide Kameras noch immer besitze und denke, dass sie zu jenen Fotogeräten gehören, die in Österreich und Deutschland lange Zeit weit unter ihrem Wert gehandelt wurden. Wenn Sie an einer Kompaktkamera mit Eigenschaften ähnlich einer Contax T2 oder einer Rollei 35 interessiert sind aber weniger dafür ausgeben wollen, lesen Sie ruhig weiter.

Meine Hommage an die Fujifilm DL Super Minis soll natürlich mit den hervorragenden Eigenschaften beginnen. Beide Kameras besitzen ein wertiges Metallgehäuse, sind extrem kompakt und haben Objektive mit sehr guter bis hervorragender Abbildungsleistung. Die Ausstattung ist mehr als komplett inklusive manueller Entfernungseinstellung, Belichtungskorrektur und Datenrückwand.

Jänner 2011

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Die Fujifilm DL Super Mini ist in etwa so große wie eine Rollei 35. Alle Bedienelemente befinden sich auf der Rückseite, ein kleines - leider nicht beleuchtbares - LC-Display sorgt für die notwendigen Informationen.
Vorderseite: Ein Sensor unterhalb des eingebauten Blitz stellt sicher, dass der Lichtaustritt nicht durch einen Finger behindert wird. Unterseite: Wie lange die kleine CR2-Batterie durchhält hängt davon ab, wie intensiv man das Blitzgerät nutzt. Generell ist die DL Super Mini aber kein Batteriefresser.
Die Fujifilm DL Super Mini Zoom ist ebenfalls sehr kompakt, die Gehäusebeschichtung ist aber zu glatt was besonders das Öffnen der Objektivabdeckung erschwert. Eine "professionelle" Lösung ist ein Stück Klebeband als "Reissleine" für den Schieber.

























Auf der Rückseite findet man alles, was die DL Super Mini Zoom zu bieten hat. Funktionen werden mit der Shift-Taste und der Vierweg-Taste angewählt. Das System ist durchaus logisch, wenn man es einmal durchschaut hat
Pro:

- Kompakte Metallgehäuse und Verarbeitung auf hohem Niveau

- Umfangreiche Funktionen und Ausstattung

- Leistungsfähige Objektive

- Intuitive Bedienung

- Brauchbare Stromversorgung mit Lithium-Batterien


Kontra:

- Kein vollständig manuelle Einstellmöglichkeit

- Relativ lichtschwaches Zoomobjektiv (nur DL Super Mini Zoom)

- Nur für Farbnegativ- bzw. Schwarzweiß-Film geeignet

- LC-Display nicht beleuchtet
Das ältere Modell ist die Fujifilm DL Super Mini mit einem Super-EBC Fujinon 28mm Objektiv. Die Festbrennweite liefert gestochen scharfe Bilder bis zum Rand mit lediglich geringer Vignettierung. Die Kamera war eine Zeit lang sogar als 28mm-Objektiv zu meiner Leica M6 im Einsatz ohne in der Bildqualität deutlich sichtbar gegenüber der Leica abzufallen. Mit einer Lichtstärke von 2,8 kann man gut niedrigempfindliches Filmmaterial mit ISO 200 oder weniger einsetzen ohne ständig das eingebaute Blitzgerät verwenden zu müssen. Die Bedienung der DL Super Mini erfolgt über vier Tasten an der Kamerarückseite, wo sich auch ein kleines aber gut ablesbares LC-Display befindet. Die Kamera hat keine Belichtungsprogramme und keine vollständig manuelle Belichtungssteuerung, dafür aber einen intelligenten Aufhellblitz, eine Gegenlichtkorrektur (Belichtung x2) und eine Anpassung der Belichtungssteuerung für Langzeitbelichtungen und Nachtaufnahmen. Damit kommt man bei Schwarzweiß- und Negativfilm aus, bei Diafilm setzen extreme Lichtverhältnisse der Kamera aber Grenzen.


Besser gelöst ist die manuelle Entfernungseinstellung, die ebenfalls über die Tipptasten gesteuert wird und u. a. Nahaufnahmen ab 35cm Distanz zum Objekt ermöglicht. Eine SNAP genannte Schnappschußfunktion stellt das Objektiv auf eine Entfernung von etwa 3 Meter ein und die Kamera löst ohne Autofokus aus um ohne Zeitverzögerung ein Bild aufzunehmen. Ein Selbstauslöser und die bereits erwähnte Möglichkeit der Einbelichtung von Datum oder Uhrzeit runden die Ausstattung ab. Ein nettes Feature ist eine optische Warnung, wenn man mit dem Finger den Blitz verdeckt, eher weniger sinnvoll ist die Panoramafunktion, die lediglich oben und unten am Negativ einen Streifen abdeckt und so das Bild in scheinbar die Breite wachsen läßt.


Was mich an der DL Super Mini stört, ist der fehlende Anschluß für eine Tragschlaufe. Zwar wurde meine Kamera in einem De-Luxe-Geschenkset inklusive einem eleganten und aufwendig hergestellten Ledertäschchen geliefert, dieses schützt aber nicht wenn man gerade fotografiert. Da ist eine Schlaufe fürs Handgelenk gerade richtig, denn die verhindert den versehentlichen Absturz der Kamera bei klammen Fingern, feuchtem Wetter usw. Ich habe die DL Super Mini mit einer in den Stativanschluß geschraubten Tragschlaufe aufgerüstet und bin mit dieser Lösung zufrieden, auch wenn sie nicht optimal ist.


Eine vollständige manuelle Einstellmöglichkeit von Verschlußzeit und Blende sucht man auch bei dieser Kompaktkamera, wie bei vielen anderen noblen (und teureren) Modellen vergebens. Scheinbar war man in den 1990er-Jahren nicht bereit oder in der Lage den Fotografen dieses Feature zu spendieren.


Das Gehäuse der Fujifilm DL Super Mini ist in etwa so groß wie jenes der Rollei 35 und aus titanisiertem Aluminium gefertigt. Es liegt gut in der Hand und auch nach langen Jahren und vielen Einsätzen ist es noch immer schön anzusehen. Alle Tasten und der Auslöser haben einen genauen Druckpunkt und lassen sich auch mit großen Fingern gut bedienen. Das Bedienkonzept ist gemessen am Erscheinungsdatum der Kamera intuitiv, man benötigt keine Bedienungsanleitung und schafft sogar das Einstellen von Datum und Uhrzeit nach einem Batteriewechsel ohne derselben.



Das jüngere und in jeder Hinsicht größere Modell ist die Fujifilm DL Super Mini Zoom, eine weiterentwickelte DL Super Mini. Auch hier kommt ein Super-EBC Fujinon zum Einsatz, allerdings ein 2-fach Zoomobjektiv mit einem Brennweitenbereich von 28 bis 56mm und einer Lichtstärke von 4,0 bis 5,6. In der Praxis bedeutet das Filmmaterial mit ISO 400 für den Alltagseinsatz. Wie bei vielen anderen Kompaktkameras wird das Zoomobjektiv elektrisch betätigt und bei der DL Super Mini Zoom gibt es bei der Brennweitenverstellung vier Positionen, die mit der Auf- und Ab-Taste angewählt werden können. Zugegeben ist das keine stufenlose Brennweitenverstellung aber bei einem 2-fach-Zoom fällt die vorgegebene Abstufung nicht weiter auf. Tolerabel ist in diesem Zusammenhang auch die Geschwindigkeit der Zoomverstellung, die gerade noch das Prädikat „ausreichend" verdient und schneller sein könnte, vor allem wenn man den Vergleich mit der manuellen Brennweitenverstellung einer Contax TVS sucht. Die Abbildungsleistung ist tadellos und für eine Kompaktkamera auf höchstem Niveau. Die DL Super Mini Zoom braucht den Vergleich mit einer Contax TVS nicht zu scheuen. Bauartbedingt tritt über den gesamten Brennweitenbereich eine leichte Vignettierung auf, dafür ist, zumindest bei meiner Kamera, die Schärfe bei allen Brennweiten auch an den Bildrändern ausgezeichnet - Blende 4.0 als Anfangslichtstärke ist da wohl die Ursache dafür.


Auch bei der DL Super Mini Zoom fehlt eine vollständige manuelle Steuerung von Verschlußzeit und Blende. Dafür gibt es eine Belichtungskorrektur von +/- 2 Blendenstufen und einen intellgenten Aufhellblitz, der seine Arbeit vor allem in Verbindung mit ISO 400 Film ordentlich verrichtet.


Für die restliche Ausstattung gilt eigentlich das zur Fujifilm DL Super Mini Gesagte: Komplette Ausstattung, intuitive Bedienung, ausreichend große Tasten und das eine oder andere Extra-Feature ergeben eine ausgewogene Kamera für hohe und höchste Ansprüche. Bei der DL Super Mini Zoom gibt es übrigens eine Tragschlaufe serienmäßig, dafür ist wegen der glatten Beschichtung des Metallgehäuses die Objektivabdeckung schwerer zu verschieben, als beim Festbrennweiten-Modell.

Fazit: Meine beiden Kameras haben sich als sehr robust erwiesen und sind auch nach mehreren Reisen und vielen anderen Gelegenheitseinsätzen noch tadellos in Ordnung. Wer eine DL Super Mini oder eine andere Edel-Kompaktkamera kaufen möchte, sollte sich im Klaren sein, dass Reparaturmöglichkeiten und Ersatzteilversorgung mittlerweile sehr eingeschränkt sind und defekte Kameras meistens nur mehr von unabhängigen Kamerawerkstätten wieder instand gesetzt werden können. Auch gut erhaltene Geräte sind demnach fast schon „Wegwerfkameras". Das Preisniveau für bestens erhaltene Fujifilm DL Super Minis liegt aktuell (Jänner 2011) zwischen 60 und 90 Euro, was verglichen mit einer gebrauchten Contax oder Rollei aber recht günstig ist. Beide Kameras sind empfehlenswert, wenn man etwas Edles für den gelegentlichen Einsatz sucht und nur ein bescheidenes Budget dafür zur Verfügung hat.